Pennywise und „Never Gonna Die“: Altbewährt und genau richtig

Pünktlich zum 30-jährigen Bandjubiläum kommen Pennywise mit „Never Gonna Die“ endlich mal wieder mit neuem Material und keinem Best-Of. Wäre das vielleicht besser gewesen?

In den letzten Jahren kommen immer mehr Größen oder Legenden des Punk zurück. Nachdem bereits NOFX, Sum 41 und die Satanic Surfers neue Platten veröffentlicheten bitten nun auch Pennywise nochmal höflichst zum Moshpit. Bei Bands, die schon so lange dabei sind, stellt sich natürlich die große Frage: Was haben die noch drauf? Oder vielleicht eher: Haben die noch was drauf? Dass Pennywise mehr als nur die „Bro Hymn“ sind, vergessen leider sehr viele. Allerdings ist die Ohrwurmdichte bei dem Trio aus Kalifornien eher gering. Melodie und dergleichen sind ein Fluch des Punks, anständige Mitsingparts sind sehr rar gestreut. Ignite hatten und haben da am ehesten ein Händchen für und jeder, der ihre Diskographie ein wenig verinnerlicht hat, wird das Problem erkennen. Aber Pennywise haben auch mit „Revolution“ einen nicht nur eingängig melodischen Punksound kreiert, sondern erneut einen Song zum Mitsingen. Hören wollte man aber weiterhin die „Bro Hymn“.

Allerdings hat Never Gonna Die auch den ein oder anderen Ohrwurm am Start. Da wäre zum einen das etwas langsamere „Goodbye Bad Times“. Dieser Song ist das geheime Balsam für jeden Punk-Fan, denn durch das gesenkte Tempo hat man ein wenig Zeit, um im Pit zu verschnaufen. Dagegen ist in „Won't Give Up The Fight“ bis hin zum Chor wirklich alles dabei. Und da habt ihr euren Mitsingpart.

Ansonsten bedienen sich Pennywise keiner großen Abwechslung. Sie spielen ihren Stiefel runter und wagen keine Experimente. Die Zeit, in der man noch B.B. Kings „Stand By Me“ gecovert und in etwas unglaubliches verwandelt hatte, sind wohl endgültig vorbei. Allerdings bleiben Pennywise sich nicht nur musikalisch treu, auch textlich und thematisch machen sie keine großen Experimente. Wozu auch? Zynische Texte über politische Verhältnisse sollten gerade in Amerika mehr denn je auf der Tagesordnung stehen. Auf das absolute Highlight in diese Richtung muss man allerdings bis zum Schluss warten, denn „Something New“ hat einfach alles. Es haut nicht nur musikalisch, sondern auch textlich auf die Fresse. Und der Vorschlag, man könnte es ja mal anständig mit Politik probieren, der leuchtet auch ein.

Eines haben die meisten der alten Punkgrößen gemeinsam. Ihre neue Alben sind meist ohne Schnörkel oder Experimente, öde sind sie deswegen aber noch lange nicht. Dieser schnelle Ur-Punk findet einfach schwerlich neue Bands, die Komplexität in dieses eigentlich so rohe Genre bringen. So finden Pennywise, NOFX und Co. trotzdem noch den perfekten Mittelweg aus Brechstange und Melodie. Und schon der erste Track zeigt das wie kein anderer der Platte. „Never Gonna Die“ beginnt langsam und gibt dann richtig Gas. Die Kämpfer für Demokratie und Gerechtigkeit erheben nochmal die Faust und nehmen uns dabei mit. Sie können es einfach immer noch.

„Never Gonna Die“ ist auf der einen Seite unaufgeregt, denn alles kennt man irgendwie schon. Aber so kennt man es dann doch wieder nicht. Wo man sich bei anderen fragt: „Warum zur Hölle machen die nicht endlich mal was anderes?“, sind Pennywise damit einfach schon durch. Man hat experimentiert und man ist am Ende immer wieder genau dahin zurückgekommen. Dieses Album ist auch für all die, die dabeigeblieben sind. Und um das zu beenden: Klar sind Pennywise nicht nur „Bro Hymn“. Aber dieser Song ist nun einmal Teil der Erinnerungskultur der Band. R.I.P. Jason Matthew Thirk.

Fazit

7.4
Wertung

Keine Überraschungen, einfach wieder starke Texte, altbekannte Punkriffs. Man kriegt, was man erwartet und wird trotzdem begeistert. Das sind Pennywise. Gut, dass sie es nochmal gemacht haben.

Moritz Zelkowicz
7
Wertung

Das konservativ veranlagte Punkrockgerüst funktioniert durch bedachtes Feintuning auch im 30. Jahr der Bandgeschichte. Pennywise sind, entgegen der landläufigen Wahrnehmung, mehr als eine „Bro Hymn“-One-Hit-Formation.

Marco Kampe