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Peak Citys EP "Endlich wieder Stress" überzeugt mit interessantem Genre-Mix

Die experimentelle Mischung aus Hardcore mit Autotune und einer gehörigen Portion Mittelfinger zeigt musikalische Grenzen auf und sprengt diese auf überraschend erfrischende Weise.

Die vier Jungs von Peak City aus Berlin überraschten 2016 mit ihrer Debütsingle „Schachmatt“, einem Genremix aus hartem Rock und Elektroelementen die Musikwelt. Mit „Endlich wieder Stress“ erschien nun die Nachfolger-EP mit sechs außergewöhnlichen Tracks.

Die verschmelzenden Elemente aus Punk bis Hardcore, Synthies und verfremdeten Stimmen funktionieren auch hier ungewöhnlich gut und ziehen den Hörer, nach einer kurzen Episode der Orientierung in den Bann und lassen ihn nicht mehr los.

Dank der Begleitung durch Synthesizer und elektronische Elemente erhält die Musik teilweise eine immense klangliche Weite und trägt den Hörer hoch hinaus und mit in ihre Welt, bringt einen dann aber teils gewalttätig zurück in die Realität, was die Mischung so unglaublich interessant macht. Der Sound ist atmosphärisch dicht und trotz aller Spielereien unglaublich rau. Abgerundet wird das Klangbild von eingespielten Samples, an Skrillex-Dubstep erinnernde Sounds und teilweise heftigen Effektgewittern. Bis auf ein paar minimale Ausnahmen funktioniert der Wechsel der Genres in den Songs fließend und wohlklingend reibungslos.

Die Musiker haben für ihren Genremix keinen prätentiösen Namen erfunden und belassen es auch dabei. Im Promotext ihres Labels sagen sie schlicht und einfach: „Musik ist eine Sprache, die wir alle sprechen. Namen sind dafür nicht nötig.“.

Die Vocals wechseln zwischen fast sanftem Autotune-Gesang und stimmbandzerfetzenden Schreien. Die Melodien nehmen den Hörer ein und auch die lauten Parts nimmt man dem Sänger ohne Zweifel ab. Es wirkt nicht aufgesetzt, was angesichts der musikalischen Mischung beinahe schon überrascht und begeistert. Textlich bewegen die Musiker sich in einer Mischung aus Sozialkritik und emotionalen Zeilen, welche mit Sinnbildern und Metaphern ausgeschmückt werden und Platz für die eigene Person, eigenen Gefühle und Interpretationen bietet. Die Texte sind keine Massenware und erscheinen trotz einiger simpler Stellen stets gut durchdacht und langweilen den Zuhörer nicht. Kein Wort wirkt künstlich und auch die persönlichen Zeilen schaffen es, nicht kitschig zu klingen.

Während man bei „Leuchtturm“ oder „Echo“ die Sehnsucht des Sängers spüren, ja beinahe mitleiden kann, lässt die Wut in „Kaputt“ die Lust wachsen, beim nächsten Riot ganz vorn mit dabei zu sein. Dieser Track hat fast schon das Potential zum „Macht kaputt, was Euch kaputt macht“ dieser Generation zu werden.

Fazit

7.5
Wertung

Klanglich wie auch textlich gelingt den Berlinern meist eine Gratwanderung, welche man so erst einmal nicht vermuten würde und den Hörer überrascht und begeistert zurücklässt. Abgesehen von ein paar kleinen Schwächen im Songwriting, die man angesichts der Mischung aber verschmerzen kann, ist diese EP spannend und faszinierend zugleich. Wer also ein offenes Ohr für neue Sounds und mutige Mischungen über Genregrenzen hinweg hat, sollte dieser Veröffentlichung eine Chance geben.

Johannes Kley