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Oakhands - Age of Swans

Die ersten zwei Minuten entscheiden bei mir, ob der Künstler taugt oder nicht. Bei den „Oakhands“ waren es gerade mal 21 Sekunden.

 Auf ihrem Erstlingswerk, der „Age of Swans”-EP, zeigen die vier Münchner eine besondere Reife und lassen mich nicht vermuten, dass dies ein Erstlingswerk ist. Mit viel Fantasie und mit beiden Augen zugedrückt, kann man die Oakhands im Post-Hardcore-Genre einordnen. Unverkennbar und eindeutig sind die sehr starken Einflüsse aus dem Indiebereich, die eine eindeutige Genrezuordnung schwer machen. Zwar überwiegt das Hardcoregenre auf der EP, allerdings gibt es mehrere Gesangspassagen und Gitarrenlines, die stark nach Indie klingen, da sie stark die ruhige und vor allem die emotionale Schiene fahren. So hat die EP ihre Höhen und Tiefen, die mich einerseits zum Mitschreien und Headbangen bringen, aber mich eben auch in Embryonalhaltung auf dem Bett sitzen und die eine oder andere Träne verdrücken lassen.

Die Band überzeugt mit ihrer Vielseitigkeit, so wechselt Sänger Niklas übergangslos zwischen Clean-Vocals und Shouts und zeigt innerhalb von drei Minuten, wozu so eine Stimme im Stande sein kann. Vier Songs und ein Interlude bilden die EP.

Wie Anfangs erwähnt waren es die ersten Sekunden, die mich von der EP überzeugten. Track eins, „Flower of Stones“, beginnt mit leiser Gitarre und leisem Gesang, der aber die Wut und Verzweiflung des Sängers andeutet. So höre ich die ersten Sekunden und kann schon ahnen, was kommt, sodass mein Puls mit jedem einzelnen Wort vor Aufregung steigt, bis es dann endlich passiert: Das Schlagzeug setzt ein, die Gitarre scheppert in voller Lautstärke los und zu guter Letzt setzten die Shouts ein. Ein absoluter Gänsehautmoment in einem Lied, in dem einfach alles stimmt.

Für mich persönlich herausragend war Track zwei: „Dakhma“. Man könnte meinen, es sei ein Interlude, ruhige Gitarrenklänge, plötzlich setzt das Schlagzeug ein, jedoch ganz leise. Es entsteht ein Spannungsbogen. Man wartet auf die Soundexplosion, doch die kommt nicht und die Spannung steigt und steigt. Aber als man denkt der Track wäre vorbei und die Spannung komplett verfliegt, kracht ein dreckiges Gitarrenriff in den Raum und starke Shouts sind zu vernehmen. Doch genauso schnell wie diese Explosion begann, ist sie auch schon wieder vorbei. Was der erste Song verspricht, halten alle anderen Songs auch.

„I Swear To God I Tried“ ist der dritte Track und hinterließ die eine oder andere Träne in meinem Gesicht. Berührt hat mich dabei vor allem die Verzweiflung in der Stimme des Sängers, die von der ersten Sekunde an zu hören ist, so als müsste er selber weinen, ob des Versprechens, das er nicht halten kann.

Im Interlude „Dayuni'si“ hat man noch einmal Zeit, sich auf das furiose Finale vorzubereiten, es ist Balsam für die Ohren und die Seele. „Soar“ ist vom Stil her ähnlich wie Track eins, nur rückwärts, was die EP eindrucksvoll abrundet.

Die „Oakhands“ starteten mit „Age of Swans“, vielversprechend in ihre Karriere. Sie verschießen nicht ihr ganzes Pulver in Track eins, sondern halten das Tempo aufrecht und ziehen es durch die ganze EP. Sie sind bereits bei Uncle M untergekommen und wir können gespannt sein, wann und wie die nächste Bombe einschlägt.