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Not On Tour und „Growing Pains“: Höher! Schneller! Weiter?

Israel ist nicht unbedingt das Land, welches für Punk-Rock bekannt ist. Die Band Not On Tour ist seit fast elf Jahren damit beschäftigt dies zu ändern. „Growing Pains“ hat definitiv das Zeug dazu und kommt doch nicht ganz aus sich heraus.
Not On Tour Growing Pains Cover

Im Sommer 2008 wurde Not On Tour aus Spaß gegründet und irgendwie wurde aus einem Scherz dann Ernst. Seitdem spielte das Quartett unzählige Konzerte und nahm drei Alben und eine EP auf. Das vierte Album „Growing Pains“ bringt nun 17 neue Songs mit rotziger Punkattitüde und Songwritingtalent. Musikalisch irgendwo zwischen 80er-Punk-Rock und Pop-Punk im Stil von Neck Deep oder Blink-182 angesiedelt, beschäftigt sich die Band mit Themen wie Liebe und Politik, schenkt den Hörenden aber auch ein paar Fun-Punk-Songs.

Die Band um Sängerin Sima setzt die Tradition aus kurzen, knackigen Songs fort, welche recht schnell auf den Punkt kommen. Keiner der Tracks schafft die zwei-Minuten-Marke und so ist das Album mit 23 Minuten Spielzeit ein kurzes, aber abwechslungsreiches Hörerlebnis. Auch wenn einigen der Songs ein wenig mehr Länge sogar gut getan hätte, kommt so nie wirklich Langeweile auf, da nichts künstlich in die Länge gezogen wurde oder mit unnützem Füllmaterial gestreckt wurde. Ganz im Stile der 80er Jahre geht es stetig straight nach vorn und musikalisch auf die Fresse. Sima schreit sich dabei allerlei Probleme und Schmerz von der Seele und das mit viel Augenzwinkern und Wut im Bauch.

Der Band gelingt aber nicht nur textlich der Spagat zwischen Spaß und Ernsthaftigkeit. Der Pop-Punk-Vibe in den Tracks macht auch den tiefgründigsten Song zu einer Pogo-Tanz-Nummer, zu welcher euphorisch getanzt werden kann. Die Songs sind gut geschrieben und bringen auch ernsthafte Themen mit genug Augenzwinkern rüber, um den Spaßfaktor kaum zu senken. Die Texte sind, ähnlich wie die Songs selbst, eher simpel gehalten und bringen die Aussage schnell auf Punkt. Übermäßiger Tiefgang sollte nicht erwartet werden, würde dem Album aber auch nicht guttun. Liebeskummer, Frust und persönliche Probleme werden angesprochen und dann geht es auch schon mit dem nächsten Track weiter.

„Growning Pains“ ist eine Achterbahnfahrt, die gefühlt einfach immer nur schneller wird und dann doch viel zu schnell vorbei ist. Die 23 Minuten des Albums vergehen wie im Flug und auch wenn sich einige Songs sehr ähnlich anhören, langweilt das Album zu keinem Zeitpunkt. Jedoch fehlt auch der zündende Moment. Keiner der Tracks ist auffallend genug um eigenständig im Ohr zu bleiben und so ist „Growing Pains“ eher ein großer Song, als 17 kleine Tracks, die zwar alle gut klingen, aber im nächsten Moment schon wieder vergessen sind. Ein Reinhören sollten sich Fans von Bad Religion oder den alten Blink-182-Alben aber auf keinen Fall entgehen lassen.

Fazit

6.2
Wertung

Ich kannte die Band überhaupt nicht und war überrascht wie gut die Mischung aus altem Punk-Rock und Pop-Punk klingen kann. 23 Minuten gute Unterhaltung, die leider nicht so haften bleiben wollen, aber dennoch Spaß machen.

Johannes Kley