NOFX und "Double Album": Aus eins mach zwei

Wie bitte? Eineinhalb Jahre ist die Veröffentlichung von "Single Album" her? Da damals einige Songs mehr entstanden sind, bringen NOFX nun mit "Double Album" die Erweiterung zum Vorgänger, welcher nun zum Doppelabum mutiert.

"Ich wollte ein Doppelalbum machen, weil es da draußen keine guten Doppelalben gibt. Pink Floyds "The Wall" ist so ziemlich alles." NOFX-typischer kann eine Frage nach dem "Warum?" wohl nicht ausfallen. Die Jungs aus den Staaten waren noch nie dafür bekannt, plausible Erklärungen für privates und musikalisches Verhalten zu liefern. So kommt es, dass "Double Album" eher spontan das vorhandene "Single Album" ergänzt und die nächsten zehn Tracks von NOFX auf die Welt loslässt. Und diese zehn Titel erzählen wieder die verrücktesten Geschichten, sowohl in ihrem lyrischen Inhalt, als auch durch ihre Entstehungsgeschichten selbst. Die wohl bekannteste und bereits oft zitierte: "Punk Rock Cliché" sollte die erste Single auf dem Blink 182 Album "California" werden, Fat Mike schrieb den Song zusammen mit Matt Skiba, der zu dieser Zeit bei Blink 182 aktiv war. Doch alles kam anders: Die Bandkollegen des guten Matt erfuhren von der Kooperation im Schreibprozess und schmissen den gesamten Titel kurzerhand vom Album. Auf "Double Album" kann "Punk Rock Cliché" nun angehört werden, wenn auch in einer Version von NOFX, die Mike ehrlicherweise nicht so gut gefällt wie die von Blink 182.

Eine weitere Facette des Albums sind die Geschichten, die Fat Mike zusammen mit seinen Bandkollegen über Menschen in seinem Umfeld, aber auch aus seinem eigenen Seelenleben vertont. Diese drehen sich im Fall von "Joanna Constant Teen" um eine zeitweise bei Mike wohnende Domina oder um den immer ehrlichen Booking-Agenten David Pollack ("Alcopollack"). Es wird genauso ehrlich auf "Double Album", und es wird vor allem persönlich. Sowohl "Fuck Day Six" über den gefürchteten sechsten Tag auf dem Weg weg von den Drogen als auch "Don't Count On Me" ("I'm just a clown") sind mehr als nur oberflächlich gehaltene NOFX-Quatschnummern. In diesem Song entfernen sich NOFX, wie so oft in der Vergangenheit, auch mal von schnellen Drums und den bekannten drei Akkorden, um die zweite Hälfte des Songs gelassen zu zelebrieren. Das Ende geht dann beinahe lückenlos in das anfangs genauso entspannte und schon erwähnte Stück "Joanna Constant Teen" über. Über den Rest des Albums sind aus musikalischer Sicht nicht viele Worte zu verlieren. NOFX bleiben sich treu und hauen auf gewohnt hohem Niveau Melodien raus, die durch Mikes präsente und markante Stimme unverkennbar nur einer einzigen Band zuzuordnen sind. Und auch wenn diese Band in der jüngeren Vergangenheit im Netz Verwirrung über eine mögliche Auflösung stiftete, klingt das alles noch nach zu viel Spaß an der Liebe zum Punkrock, um wirklich an ein nahes Ende von NOFX glauben zu können.

Fazit

7.5
Wertung

Nachdem "Single Album" mich zurück auf die NOFX-Schiene brachte, hört sich nach dem Verschlingen der Bandbiografie die eine oder andere Textzeile der Band einfach mit anderen Ohren. "Double Album" schließt sich nahtlos an den Vorgänger an, wirft auch noch einmal Tracks jenseits der Drei-Minuten-Marke ab und wird keinen dieser verrückten Truppe geneigten Fan der Punkmusik enttäuschen. Kurzweilige Unterhaltung mit spannenden Texten, wie man es von NOFX gewohnt ist. Die an Stephen Hawking gerichtete Nummer ("Is It Too Soon If Time Is Relative") ist vielleicht grenzwertig, aber woanders als auf einem Album dieser Band kann man solch einen Song mit einem gehörigen Augenzwinkern auch einfach nicht erwarten.

Mark Schneider