Neck Deep kombinieren auf "The Peace And The Panic" Pop-Punk mit wichtigen Aussagen

Immer wieder erblickt man Shirts oder Sticker mit der Aufforderung „Defend Pop-Punk“. Neben einigen anderen Bands tun Neck Deep genau dies und das verdammt gut – auch auf ihrem mittlerweile dritten Studioalbum „The Peace And The Panic“.

Pop-Punk hatte stets den teils unberechtigten Ruf, unpolitisch und eher spaßorientiert zu sein und sich eher um persönliche Probleme oder Themen zu drehen. Neck Deep hingegen hatten zwar auf ihren Vorgängeralben und EPs schon manche politischen Anspielungen eingebaut, doch nun werden sie eindeutig. Das Albumcover ziert ein gezeichnetes Bild in Schwarz und Weiß. Man sieht darauf einen Mann mit gespreizten Armen, der auf einem Seil balanciert. Unter ihm befindet sich auf der einen Seite eine Großstadt und auf der anderen eine atomare Explosion - das sieht nicht unbedingt nach Spaß aus.

Im zweiten Song „Happy Judgement Day“ wird dieses Thema erneut aufgegriffen. Selten stand die Welt so kurz vor einem atomaren Erstschlag wie zur Zeit, und diese Angst wird hier auf leicht amüsante Weise besungen. Obendrauf gibt es nebenbei noch eine ordentliche Portion Gesellschaftskritik. In „Don’t Wait“, in welchem Sam Carter von den Architects mitsingt, gibt es Sozial- und latente Kapitalismuskritik inklusive Infragestellung der Politiker und deren Praktiken. Persönliche Songs wie „Wish You Were Here“ sorgen für die ruhigen Momente auf dem Album und zeigen die Wandlungsfähigkeit der Band sehr deutlich. Zwischendurch gibt es stets spaßige Songs, zu denen man am liebsten grinsend von einer Bühne springen will.

Ansonsten gibt es gewohntes von den Jungs. Liebe, Liebeskummer und das Chaos im Leben sind einige der relevanten Themen. Die Texte sind nahbar und simpel geschrieben, ohne dabei den Hörer zu langweilen. Wer große Dichtkunst mit Metapher-geschmückten Satzbaukünsten erwartetet, wird hier nicht fündig. Es ist und bleibt Pop-Punk - und das ist auch gut so.

Musikalisch ist das Album eine gelungene bunte Mischung. Teilweise sind die Songs minimalistisch und die Instrumentierung ist sehr zurückhaltend, nur um im nächsten Lied wieder voll aufzudrehen. Die Gitarren sind teils clean, teils mit Distortion und anderen Effekten an ihre Grenzen gebracht und hämmern die Akkorde in die Kopfhörer. Bass und Schlagzeug stehen dem in nichts nach und sind teils sanft und vorsichtig, teils aggressiv und laut.

Ben Barlow, seines Zeichens Sänger der Band, bringt seine volle Breite an Fähigkeiten ein. Seine charakteristische nasale Stimme singt sanft durch die nachdenklichen Stücke, erhebt sich jedoch bei den härteren Stücken zu kräftigem Gesang. Allein Sam Carter spendiert dem Album ein paar Screams, ansonsten bleibt’s clean. Die Produktion ist makellos und die Songs klingen trotz allem noch etwas dreckig.

Fazit

8.6
Wertung

Wer Bock auf ein sehr gutes Pop-Punk-Album mit Aussage und Spaß hat, muss hier unbedingt zugreifen. Es könnte das beste des Jahres in diesem Genre sein. Allen anderen sei es sehr ans Herz gelegt, hier mal reinzuhören. Es lohnt sich.

Johannes Kley
8.1
Wertung

Neck Deep liefern ein starkes Album ab und präsentieren mit "The Peace and the Panic" eine "Bunte Tüte" des Punkrock. Hier mischen sich ernste Statements mit spaßiger Musik und erfassen damit sehr gut den aktuellen Zeitgeist.

Lucio Waßill