MC Fitti und "Graffiti": Fitti for C-Promi!

Wird das was lange währt unter dem Strich auch endlich wieder gut? Sieben Jahre sind seit MC Fittis letztem Album "Peace" vergangen, die regelmäßig erschienenen Singles konnten den "alten" Hits in Sachen Erfolg nicht das Wasser reichen. Eine Betrachtung der Ist-Situation des Vollbart tragenden Rappers aus Berlin.

Seine Markenzeichen sind so simpel wie wiedererkennbar: Sonnenbrille, Cap, Vollbart und immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Daran hatte sogar Markus Lanz vor einigen Jahren ordentlich zu knabbern und wusste oftmals nicht, wie ernst er den im Rapgame tätigen gelernten Elektriker und Kulissenbauer nehmen sollte. Es war damals der Track "30 Grad", der MC Fitti im Jahr 2012 ins Gespräch brachte. Mit ihm ging es sofort in die Charts, wenn auch nur für eine Woche. Zudem mutierte der Titel zu einem Sommerhit und ebnete zusammen mit dem im Dezember erschienenen "Whatsapper" den Weg zu dem erfolgreichen Debütalbum "#Geilon", welches im Sommer 2013 erschien. Nach Platz 2 in den deutschen Albumcharts begannen die Arbeiten an "Peace", welches circa ein Jahr später diese Charts auf Platz 9 enterte. Seitdem wurde es zwar nicht unbedingt ruhiger um MC Fitti, jedoch kam bis hierhin kein weiteres Album auf den Markt, den er regelmäßig mit Singles speiste. Highlights waren dabei unter anderem "Schön mich zu sehen", "Moini" oder "Megalodon". Vor allem "Schön mich zu sehen" transportierte ausdrucksvoll die Vibes der locker leichten Sommerlichkeit, wie sie bereits "30 Grad" versprühte.

Nun heißt es im Jahr 2021 also "Graffiti". Das ist nicht nur der Titel von Album Nummer Drei, bestehend aus neun Titeln und einem gewohnt bunten Cover, sondern auch ein bekanntes Hobby des Rappers. Von diesem Cover schaut uns MC Fitti mit ausdruckslos coolem Gesichtsausdruck aus einem Spiegel an, Spraydose und Hotdog in jeweils einer Hand. Dazu ein paar Blitze und zwei freshe Schriftarten für Künstlernamen und Titel - und fertig ist der Lack, um beim Thema zu bleiben. Das Erscheinungsbild von "Grafitti" unterscheidet sich damit deutlich von "#Geilon" oder "Peace", die beide sehr farbenfroh gestaltet waren, um die meist spaßigen und zu guter Laune anregenden Tracks zu unterstreichen. Mit neun Titeln kommt das Album zwar etwas kurz daher, ist dafür aber vollgepackt mit spannenden Features, die auf den ersten Blick gar nicht so richtig in Fittis Welt zu passen scheinen. "What A Girl Likes" zum Beispiel ist ein Titel, der passend zu den Feature-Gästen The BossHoss ziemlich genauso klingt und die Charakteristika von beiden Welten zusammenführt: Künstlicher Beat, Rap-Strophen von MC Fitti und die Western-Attitüde von Alec Völkel und Sascha Vollmer, die bekanntlich die Gesichter der siebenköpfigen Country-ähnlichen Band sind.

 

Die weiteren Gäste auf "Grafitti" sind unter anderem Panik Panzer (Antilopen Gang) auf "Hundert Hunde" oder Evil Jared Hasselhoff auf "F.U.C.K.", welches ein ins Deutsche übersetzte Cover des gleichnamigen Bloodhound-Gang-Songs ist. Dass dieser das stimmungsmäßige Highlight dieses Albums ist, gibt leider einen ersten Hinweis auf den Unterhaltungswert im Gesamten. Von den neun Chancen, die MC Fitti sich selbst gibt, sitzen leider nur dreieinhalb so richtig. Dazu zählen die erwähnten Nummern mit The BossHoss und Evil Jared, zudem "Nur mit Dir (Fitti in Love)", welches stark an die etwas länger zurückliegenden Highlights "Einhorn Fang" oder "Grüne Welle" erinnert, in denen es ebenfalls um ein Schmetterlinge-Im-Bauch-Nur-Du-Und-Ich-Feeling ging, welches Fitti offensichtlich liegt. Ein weiterer halber Punkt geht an "Hundert Hunde", zudem soll die von Fitti bisher noch nicht gekannte Kante gegen Nazis im sonst eher belanglosen "Grafitti" ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Der Rest wird leider nicht allzu lange Beachtung finden. Klar, eine 100% Hit-Quote erfüllt kaum ein Album und musikalische Ergüsse eines Künstlers können einfach nicht jeden Geschmack treffen, Eintönigkeit wie in "Model", "Ball" oder "C-Promi Himmel", welches immerhin textlich witzig ist, muss es aber auch nicht sein. Fakt ist: MC Fitti würde so manches C-Promi-Format menschlich absolut aufwerten. Fitti for C-Promi! Fitti for Trash-TV!

Fazit

6
Wertung

Wenn es MC Fitti bisher zwei mal in meinen Vinylschrank geschafft hat, soll das was heißen. Ganz aus den Augen verloren habe ich seine Musik nie, leider waren nicht alle Singles zwischen den Alben meine Welt. Dieses Album ist es teilweise, das macht Hoffnung! Aus den guten Ansätzen wäre jedoch mehr zu machen gewesen.

Mark Schneider