Masked Intruder und „III“: Vergebene Großchance

Masked Intruder nehmen ihren Namen ziemlich ernst und treten mit bunten Skimasken auf. Das hat, im Gegensatz zum Sound ihres Debütalbums, immerhin einen lustigen Wiedererkennungswert.
Masked Intruder III Cover

Aber warum hat der Sound der vier Jungs aus Madison, welche sich im einzelnen Intruder Blue, Intruder Green, Intruder Red und Intruder Yellow (passend zur Farbe ihrer jeweiligen Skimasken) nennen, keinen Wiedererkennungswert? Es kommt einem einfach so vor, als hätte man alles auf „III“ schon mal gehört. Zudem überkommt einen das Gefühl, die Band wisse selbst nicht so richtig, was sie eigentlich spielen will. Dabei geht alles so gut los...

Da sich Masked Intruder in ihrer fiktiven Entstehungsgeschichte im Gefängnis kennengelernt haben und im ewigen Krieg mit Officer Bradford stehen, welcher mit den vier maskierten Bandmitgliedern das Cover der Platte ziert, eröffnen Polizeisirenen den Opener „No Case“. Die ersten Gitarren erklingen und in Kombination mit den ersten gesungenen Zeilen muss man an Green Day denken. Der Refrain entfernt sich von diesem Gedanken allerdings wieder und auch die recht helle Gesangsstimme, welche oft mit Backgroundgesang unterlegt wird, lässt keine richtig dreckige und laute Punkrockstimmung aufkommen. Dennoch hört man „No Case“ an, dass in der Produktion niemand geringeres als Roger Lima (Bassist von Less Than Jake) seine Finger im Spiel hat und hier wohl auch die Oberhand über seinen Co-Produzenten hatte. Dazu aber später mehr. Auch „Mine All Mine“, wenn auch etwas langsamer gehalten, überzeugt durch einen eingängigen Refrain, der die sich bereits einschleichenden Popelemente noch einmal entschuldigt und der Band eine weitere Chance einräumt, die „All Of My Love“ als dritter Titel des Albums dann aber glorreich versemmelt. Sowohl Gesang als auch Melodie haben einen hohen Nervfaktor, wodurch fast schon ehrliche Freude aufkommt, wenn der Titel nach beinahe zweieinhalb Minuten endlich verstummt.

Es wird im Verkauf des Albums immer wieder vorkommen, dass einzelne Parts wirklich gut sind und das leider verschenkte Potential der Band aufzeigen. „B&E“ kann auf vielen Punkrocksamplern absolut bestehen, „I'll Be Back Again Someday“ macht trotz kleineren Abstrichen in der B-Note durch seine kreativen Einflüsse wie das A-Capella-Intro richtig Spaß. Der Rest des Albums klingt aber immer irgendwie nach einer Popformation, die versucht Punkrock zu spielen, ohne dem Pop gänzlich abschwören zu wollen. So schießen einem als Hörer immer wieder Reminiszenzen an derartige Bands durch den Kopf: die angesprochenen Green Day, Social Distortion, amerikanische Pop-Idole wie All Time Low das Intro von „Dream A Little Dream“ könnte sogar von Tokio Hotels Bill Kaulitz gesungen sein. Masked Intruder verpassen es, ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal zu setzen und wirken wie eine durchgemischte Sülze aus den Vorlieben der beiden Produzenten, dem angesprochenen Less-Than-Jake-Bassisten und Mike Kennerty, Gitarrist bei den All-American Rejects. Achso, an die erinnert das ganze übrigens auch ein bisschen.

Damit das niemand falsch versteht, Masked Intruder beherrschen ihre Instrumente und imitieren die genannten Künstler wohl unfreiwillig richtig gut, bleiben im Sound aber viel zu einfach gestrickt. Die Band versetzt diesen Sound ohne wirkliche Tiefe oder Alleinstellungsmerkmal mit viel zu einfachen Texten, welche sich ständig an fiktive weibliche Charaktere richten. Dabei reicht die Palette quer durch alle Standardphrasen und enthält Aufforderungen, den Partner zu verlassen, der die Dame ja eh nicht verdient, den Wunsch durchzubrennen, die Bitte, zu einem zurückkommen und zu guter Letzt natürlich die Aufforderung zur Heirat. Zudem schafft es die Gesangsstimme irgendwann nur noch zu nerven. Dem Debütalbum „III“ gelingen bestenfalls Ansätze, welche in keine Richtung konsequent verfolgt werden und weiß im Ganzen somit nicht zu überzeugen. Dabei fängt alles so gut an

Fazit

3.3
Wertung

Ich hatte bei „No Case“, welches auch das vorab veröffentlichte Musikvideo war, echte Vorfreude auf „III“. Aus der ersehnten Punkrockplatte wurde dann leider die gerade beschriebene Sülze. Wagt einen Anlauf, aber erspart euch „All Of My Love“ und „Bad Reputation“. Die sind Flops.

Mark Schneider