Mit Alben wie „Antichrist Superstar“ oder „Mechanical Animals“ forderte Marilyn Manson in den 90ern unser Verständnis des Möglichen in der Musik heraus und wurde zum Schock-Rocker Nummer 1. Groteske Bühnenshows, das Zerreißen von Bibeln und düstere Lyrics förderten einen öffentlichen Diskurs und veränderten die Musikwelt für immer. In den letzten Jahren stand Marilyn Manson allerdings wegen eher durchwachsenen Alben (das 2014 erschienene „The Pale Emperor“ mal ausgenommen), komisch schlechten Live-Auftritten und sogar wegen des Vorwurfes des (sexuellen) Missbrauchs in der Öffentlichkeit.
Manson lässt sich allerdings nicht verunsichern und schafft mit „We Are Chaos“ eine Platte, welche diverser als viele seiner bisherigen Alben ist. Denn Eines zieht sich durch seine Karriere: Das Schlüpfen in immer wieder neue Rollen.
In „Antichrist Superstar“ machte Manson eine Verwandlung, ganz im Sinne von Nietzsche, vom ‚Wurm-Jungen‘ zum Übermenschen durch. In „Mechanical Animals“ schlüpft er in das Kostüm des androgynen Aliens „Omēga“, welches unsere Geschlechterrollen und unseren Wert in einer Konsum- und Promi-Geilen-Gesellschaft in Frage stellt. Spätere Alben beleuchten Faschismus oder die Unterhaltungsindustrie. In „The Pale Emperor“ lässt Manson sein Schocker-Image hinter sich und gibt sich als gealterter Regent. Die Parallelen zu David Bowie und seinen Kunstfiguren wie „Ziggy Stardust“ oder dem „Thin White Duke“ liegen auf der Hand und so ist es nicht verwunderlich, dass viele der Tracks auf „We Are Chaos“ stark von Bowie inspiriert zu sein scheinen.