Reviews

Lonely Spring und "Change The Waters": Für mehr Emo-Punk!

Die Passauer Emo-Rock-Band Lonely Spring bringt die deutsche Szene mit ihrem Debütalbum ordentlich durcheinander – Grund genug, das Album genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die neue Platte von Lonely Spring trägt den schmissigen Titel „Change The Waters Complete Collection: Burn Your Past & Show Your Scars“. Wie sich daraus ableiten lässt, vereint das Album die beiden bisher erschienenen EPs „Change The Waters“ Vol. 1 bzw. Vol. 2. Dieses Zerstückeln in Singles und EPs mit doppelten Songs zieht sich durch die Diskografie der Band und ist sicherlich Kind der Streamingkultur. Ein schönerer, denkwürdigerer Titel für das erste volle Album von Lonely Spring wäre aber durchaus angebracht gewesen. Denn die Platte steigt hochklassig in die Emo-Rock-Szene ein und streckt sich aus nach Bands wie Billy Talent oder My Chemical Romance. Die jungen Passauer glänzen mit einer gut abgeschmeckten Mischung aus rockigen Gitarrenriffs, nahezu atmosphärischen Hiphop-Parts und melodischen Refrains, die sich ganz tief ins Unterbewusstsein fräsen und noch Tage später für den ein oder anderen Ohrwurm sorgen. In den ersten zwanzig Sekunden des ersten Songs „Satellite“ wird schon deutlich, was man von diesem Album erwarten darf: Weiches Songwriting, textlich direkt aus der Emo-Phase der meisten Vierzehnjährigen und begleitet von Klavierklängen, geht schlagartig über in Schlagzeug- und Gitarrensound unter einem gerappten Part, der sich klanglich gewaschen hat.

In fast allen Refrains spielen die Zwillinge Simon und Jules hinter den Mikrofonen damit, die Vocals zu doppeln, was  eine Art choralen Effekt mit sich bringt und das Mitsingen förmlich erzwingt. Viele der Tracks laden zum Feuerzeug schwenken und mitschunkeln ein, während man parallel ein bisschen Herzschmerz eingepflanzt bekommt. Und trotzdem wirkt das Album durch den Rock-Anteil nicht zu schmalzig oder wuchtig. Punkrock, der mit Emo-Hiphop verbunden wird, ist eine Kombi, von der es definitiv mehr braucht. Lonely Springs können problemlos in dieser Liga mitspielen und den deutschen Aufschlag machen.

Fazit

8.2
Wertung

Eine der ersten Platten, die bei mir beim Reinhören auf repeat gestellt und direkt nochmal angemacht wurde. Lonely Spring vereinen Emo-Texte, Mitsingbarkeit, Rap, Gitarrensound und Ohrwurmpotential, was will man mehr? Der Titel ist wirklich das Einzige, was an dem Album negativ auffällt.

Jannika Hoberg
8
Wertung

Lange hat es gedauert und ich hätte nie erwartet, dieses Album jemals hören zu können. Lonely Spring schaffen eine wahnsinnige Symbiose zwischen Emocore-Härte und melodischen Ohrwurmpassagen. Gut Ding will Weile haben, auch wenn das neue Album gern etwas schneller kommen darf!

Dave Mante