Reviews

Little Mac Tonight und sein selbstbetiteltes Album: Cap’n Crunch macht Vaporwave

Little Mac Tonight ist seit 2015 aktiv und gehört somit schon zu den älteren Vaporwave-Künstlern. Es wurde also Zeit für ein Self-Titled-Album. Darauf hat er ein abendliches Ambiente und einen auditiven Besuch bei der Fast-Food-Kette mit den weichen Pommes untergebracht.
Little Mac Tonight Cover

Little Mac ist ein Boxer aus dem Nintendo-Spiel „Punch-Out!!“ und Mac Tonight ist ein McDonalds-Maskottchen. Beide waren in den späten 80ern aktiv und ergeben so schonmal einen nostalgischen Namen. Ob das gleichnamige Album auch so schön nostalgisch daherkommt, bleibt fraglich. Die beruhigenden Jazz-Parts und entspannten Rhythmen leiden leider unter einem Problem. Das Problem heißt „krachendes Rauschen“. Über den Beats und den Melodien wabert ein Knuspergeräusch, als würde Tony der Tiger persönlich neben den Ohren ein Super-Crunchy-Müsli essen und im Beat kauen.

Die Songs sind toll. Sie werden von guten Melodien getragen, welche geschickt geloopt werden und eine abendliche Stimmung verbreiten. Das erinnert ein wenig an nächtliche Autobahnfahrten und dem Zwischenstopp beim Arterienverkalker Nummer Eins an Schnellstraßen. Nostalgie pur. Das Rauschen wäre kein Problem, ist es doch Stilmittel im Vaporwave, wenn es ein wenig subtiler wäre. Little Mac Tonight setzt es leider exzessiv ein und übertönt seine eigenen Songs so dermaßen, dass man diese nur schwer genießen kann. Man muss schon Nostalgie für Autobahnfahrten, McDonalds und ein kaputtes Autoradio haben, um hier Genuss zu finden.

Smoother Jazz, Loops und viel Hall klingen nach einer guten Basis für Vaporwave. Little Mac Tonight erschafft diesen auch. Allerdings hat er offensichtlich Müsli gegessen und sich dabei aufgenommen. Das macht die Platte unangenehm und lässt die guten Teile im Krachen verschwinden. Schade.

Fazit

3.9
Wertung

Ich habe mich bei der Bewertung echt schwergetan. Die Melodien sind gut und handwerklich ist das Album auch schön gemacht. Aber dieser Distortion-Overkill ist einfach nur nervig. Ich habe vier Kopfhörer getestet, das Album mehrfach runtergeladen und es an drei Geräten probiert, weil ich dachte, es wären kaputte Dateien oder meine Technik.

Johannes Kley