Listener und „Being Empty: Being Filled“: Wortgewaltiger Seelenstriptease

Es gibt Gesang, es gibt Rap und es gibt Spoken Word. Die Mischung aus Dichtkunst und verschiedenen klanglichen Stilen findet sich in alle Bereichen der Musik.
Listener Being Empty Being Filled Cover

Meist als kurzes Stück in einem Song genutzt, lassen gesprochene Passagen eine andere Art von Emotion beim Vortragen zu. Acts wie Being As An Ocean haben Spoken Word einer breiten Masse zugänglich gemacht, nutzen sie es doch sehr häufig. Einige Bands haben sich dem Genre jedoch ganz verschrieben. Listener zählen wohl zu den bekanntesten Vertretern und überraschen auf ihrem aktuellen Album mit neuem Sound.

Listener überzeugen schon seit Langem mit wortgewaltigen Alben, getragen von der Stimme von Dan Smith. Untermalt wurde diese mit verschiedenen Instrumenten, meist Akustikgitarre, Bass und Drums. Der Sound erinnerte immer ein wenig an Poetryslams oder eine verrauchte Bar, in welcher der Sänger mit schwerem Herzen sein Leid vorträgt. Es klang echt und nahbar. Listener haben es geschafft sich dies zu bewahren und ihren Sound dennoch auf eine neue Ebene gehoben. 

Mit „Pent Up Genes“ und einer verzerrten E-Gitarre startet das Album. Hier mag der/die ein/e oder andere HörerIn erst verwirrt sein, ob es wirklich Listener ist. Ja, sie sind es und haben die Lagerfeuer-Gitarre und das Banjo zu Hause gelassen. Der neue Klang ist rockiger und härter als je zuvor und driftet teils in (Pop)Punk- und Core-Gefilde ab. Dennoch schafft Dan es die Oberhand zu behalten und nicht im Klang zu ersticken.  Mit rauer, verletzlicher Stimme feuert er Wortsalve nach Wortsalve ab und trägt sein Innerstes nach außen. Texte über Liebe, Verzweiflung, Trauer und andere persönliche Probleme werden in unzählige Worte gefasst und über eingängige Melodien gesprochen. Songs wie „Add Blue“ oder „A Love Letter to Detroit“ berühren mit unbearbeitetem Gesang und Texten mit Tiefgang.

Der Sound ist neu und klingt dennoch absolut nach Listener. Elemente aus dem Punk und Hardcore funktionieren sehr gut mit dem Stil und untermalen die wütenden Zeilen noch mehr. Auch die ruhigeren Stücke wie „Manhatten Projects“ überzeugen auf ganzer Linie. Wenn Smith seine Seele in Worte fasst und die schmerzverzerrte Gitarre mitleidet, werden mehr Emotionen über die Boxen getragen als bei vielen Balladen.  Dan Smith scheint sich seinen Frust, seine Angst und seinen Schmerz einfach von der Seele zu reden und zu schreien. Dadurch klingt es echt und viele werden sich zwischen all den Worten wiederfinden können. Das kann und muss Musik.

„being empty: being filled“ zeigt, was Spoken Word und wie sehr Musik berühren kann - gefühlvoll, wütend, zerbrechlich und mitreißend in neuem Klanggewand. Erwähnt werden sollte jedoch, dass der Stil nicht unbedingt massentauglich ist. Die gesprochenen Texte arbeiten meist ohne die Melodie und orientieren sich nur grob an Klang und Geschwindigkeit. Wer also lieber Hintergrundmusik sucht oder keine Lust auf hunderte Wörter in einem Lied hat, wird mit Listener keine Freude haben. Wer sich auf viele Worte und intelligente Texte einstellen kann, findet hier ein grandioses Album.

Fazit

8.4
Wertung

Wortgewaltige und persönliche Songs mit Herz, Geist und einem tollen neuen Sound berühren mit Tiefgang und viel Gefühl. 

Johannes Kley
8.2
Wertung

Listener und vor allem Frontmann Dan Smith mit seinem Sprechgesang, sind so vielschichtig und textlich versiert, dass man "Being Empty: Being Filled" nur lieben kann. Leider ist besonders diese "Talk Music" so extravagant, dass sie wohl nicht die Aufmerksamkeit bekommen wird, die sie verdient.

Moritz Zelkowicz