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Leoniden: Junge Band überzeugt mit innovativem Indiesound

Leoniden werden seit einiger Zeit als Geheimtipp für Indiefreunde gehandelt. Jetzt haben die fünf Jungs aus Norddeutschland endlich eine Platte herausgebracht. Warum sind wir so begeistert?

Mit dem Begriff „Leoniden“ wird ein bestimmter Meteorschauer bezeichnet, der jedes Jahr im November am Himmelszelt zu beobachten ist. Dieses Naturspektakel fanden fünf Jungs aus Norddeutschland wohl so beeindruckend, dass sie kurzerhand ihre Band nach den magisch leuchtenden Sternschnuppen am Himmel benannten. Nun erscheint das Debütalbum dieser Gruppe, und es scheint, als wäre die Entscheidung, dieses analog zum Bandnamen zu benennen, kein Zufall gewesen. Denn das Gefühl einer magischen Nacht voller zauberhafter Augenblicke hat das Quintett sehr behände in zwölf akustische Kometen verwandelt – und überzeugt dabei mit einer herrlich fließenden Soundlandschaft voller tanzbarer Ohrwürmer und spannender Ideen.
 

Leoniden Band

Der glasklare Indiesound der Leoniden wird vor allem von seinem stark ausgeprägten Spiel mit der Instrumentierung getragen: Bedächtige Klavierakkorde wechseln sich mit ausufernden Gitarrenpassagen ab, das Schlagzeug bildet sich aus dem Hintergrund immer wieder zur leitenden Komponente heraus, am DJ-Pult eingeworfene Soundschnipsel verzerren die musikalischen Verläufe, ein Chor singt zusammen mit Sänger Jakob Zinnschauer - und manchmal scheint das alles gleichzeitig zu geschehen, wodurch absolut gewaltige Soundwände entstehen. 

Die Band paart diese betäubend schönen Arrangements mit einem beeindruckenden Gespür für eingängige Melodien, denen man sich nur schwer entziehen kann. Gerade der zappelig-beschwingte Opener „Nevermind“, die vor Energie nur so strotzende Hymne „1990“ und das in traumgleicher Melancholie versinkende „Storm“ wandern von der ersten Note an sofort durch Mark und Bein. Aber auch in den anderen Songs ist es der Band gelungen, ihre Stärken in teils stark kontrastierende Musik zu übertragen: „Two Piece Signs“ kommt mit funkigen Synthesizern daher, „Doves“ ist sehr gitarrenlastig und rockig ausgeprägt und „Eleven Hands“ lässt zum Abschluss einer treibenden, euphorischen Platte sogar noch ein wenig zitternde Düsternis aufkommen.
 

Mit ihrem selbstbetitelten Debüt haben die Leoniden eine bemerkenswert ausgereifte Platte geschaffen, die sich stilsicher, eigenständig und leidenschaftlich in die Herzen ihres Publikums tanzen wird. Auch wenn das Quintett manchmal etwas die Ecken und Kanten vermissen lässt, ist ihr Erstling ein aufregend farbenfroher Kometenregen geworden – und der tut in dieser dunklen Zeit unbeschreiblich gut.
 

Fazit

8.2
Wertung

Mit ihrem extrem tanzbaren Indie werden die Leoniden alte wie neue Fans gleichermaßen begeistern. Ein Debüt, das frisch, unverbraucht und aufregend klingt – so, wie es sein sollte!

Jakob Uhlig
7.6
Wertung

Och nö, schon wieder eine Indieband auf der ToDo-Liste? Doch Überraschung: Anstatt langweiligem Gitarrengezupfe und uninspirierten Lyrics sind hier zwölf abwechslungsreiche, wuchtige Tracks auf Scheibe gepresst. Schafft es auch bei mir mal in die Rotation

Lucio Waßill