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Reviews

Krawehl nutzen auf ihrem gleichnamigen Album die altbekannte Palette des Punkrock

Das Jahr 2017 hält sicherlich viele Spezialitäten für Musikfans bereit, Krawehl können dabei leider nicht ganz mithalten. Schon früh wird klar, dass das gleichnamige Album nicht den Durchbruch schaffen dürfte. Der Funke springt beim wiederholten Hören einfach nicht über, doch woran kann das liegen?

Dass Krawehls Texte nicht persönlich sind, darf wirklich keiner sagen. Bei „Bielefeld sehen und Scherben“ handelt es sich um eine Ode an eben jene Heimat. Mit einer doch wirklich schönen Gitarrenmelodie hebt sich der Rest dann aber leider nicht von vielen anderen Bands ab. In Erinnerungen schwelgend wird man mit einer rauen Stimme durch die Vergangenheit und Gegenwart begleitet. Leider kann man sich nicht damit identifizieren, da der Song lyrisch sehr aus einer alten Mottenkiste stammt. Und wenn man davon spricht, dass Krawehls Texte sehr persönlich sind, ist das „Und irgendwo hat irgendwer irgendwas auf dem Herzen“ gleichzeitig doch relativ abweisend und neutral. Man selbst kann sich nicht in die Musik einfühlen.

Leider ist das auch der Leitfaden für das Album. Dieser Zwiespalt zwischen „Kenn-Ich-Nicht“-Themen und Oberflächlichkeit. Mit „Deja Vu“ beschreiben sich „Krawehl“ musikalisch im Prinzip selber ganz gut. Die Rhythmen, Gitarrenriffs und Takte, sowie die kurzen Intros mit den Drums und den Gitarren sind irgendwie nicht überwältigend. Die Platte bietet keinen Wow-Effekt. Wenn beispielsweise bei „Ein Abschied“ die Stimme voller Wut ist, so klingen die sehr leise gemischten Instrumente, nicht glaubhaft und fast schon paradox, alles wirkt sehr lieblich. Andererseits kann das auch genau ein Abschied sein.

Auch die Kürze der Songs erschwert manchmal den Genuss des Albums. Sechs der elf Songs gehen weniger als drei Minuten. Hat man gerade Gefallen an einem Lied gefunden, so ist es auch schon wieder vorbei. „Kotzen bitte“ und „Prost Mahlzeit“ sind gelinde gesagt wirklich geil, solange sie erklingen. Gerade zweitgenannter Track hat zum Schluss wirklich eine äußerst ansteckende Melodie, ist dann aber schon vorbei, während man vergebens auf einen weiteren Drop wartet. Gerne würde ich schreiben, dass die Würze in der Kürze liegt, doch leider trifft das hier nicht zu.

Durch die rohe Kraft in der Gesangsstimme und dem unglaublichen Spektrum der Gitarren, welches aber leider nur teilweise bei „Salz und Ekel“ ausgenutzt wird, hat die Band definitiv die Möglichkeit, Lieder mit einer ansteckenden Energie zu füllen. Doch leider nehmen sie sich mit wirklich zu oft benutzten Schlagzeug-Brigde oft den Wind aus den Segeln. Es klingt vielleicht wie eine Farce, aber Krawehl haben sich mit ihrem Album definitiv eine sehr gute Grundlage geschaffen, um darauf aufzubauen. Neben sehr direkten, die breite Masse ansprechenden Songs wie „German Angst“ gibt es eben auch die persönlichen Tracks, welches eine interessante Mischung darstellen. Doch leider muss man wohl eine Verbindung zur Band haben, um die Musik komplett zu verstehen. Reinhören lohnt sich dennoch allemal.

Fazit

6.1
Wertung

"Es fehlt vorne und hinten“ zu sagen, klingt immer sehr brutal, dennoch trifft das auf dieses Album zu. Es reißt einen nicht in die erhofften musikalisch-himmlischen Sphären. Kein Geheimtipp, aber vielleicht ja doch etwas für den ein oder anderen Liebhaber.

Ole Lange
7
Wertung

So ganz will es zwischen Krawehl und mir nicht funken. Dieser Punk-Charme mit der träumerischen Melancholie hat durchaus ihren Reiz. Dabei Kammis Stimme, die sowohl zerschmettern als auch flicken kann. Aber die Musik? Die reicht nicht für mehr. Wir bleiben einfach gute Bekannte.

Miriam Rhein