Etwas despektierlich könnte man Archy Marchall alias King Krule auch als den König der Katermucke bezeichnen. Drei Alben stehen dem 25-jährigen Briten bereits zubuche, allesamt Variationen einer Melancholie, wie sie nur unter dem ewig-diesigem Himmel Süd-Londons gedeihen kann: Graustufen-Jazz, lustlos vor sich hin nieselnde HipHop-Beats, apathischer Post Punk, Resignations-Poesie – nur selten durchbrochen von ein paar wärmenden Melodien, die wie gleißende Sonnenstrahlen durch das Dickicht strahlen.
Auch „Man Alive!“ liegt wieder eine ähnliche Farbpalette zugrunde, aus der zuletzt das impressionistische zweite Album „The OOZ“ entstand, durchsetzt aber mit einigen ungewohnt hellen Farbtupfern: „You’re not alone“ singt Marchall in „Alone, Omen 3“. Die Aufmunterung geht an ihn sie selbst – den frischgebackenen Vater. Und so versucht er sein bestes, sein geplagtes Steppenwolf-Gemüt für einen Moment beiseitezuschieben und sich und seine Tochter in etwas Optimismus zu wiegen. Der Perspektivwechsel macht sich auch in anderen Songs bemerkbar, konträr zum Titel beispielweise in „Perfecto Miserable“, der trotz der orientierungslos wabernden E-Gitarren und Marchalls angezerrter Stimme erstaunlich nah an ein echtes Liebeslied herankommt. Wenig später dann in „Underclass“ – ist das etwa ein Saxofon? Und noch dazu eines, das beschwingt vor sich hin trötet, anstatt Klagelaute von sich zu geben? Faszinierend.