Musikalisch lassen sich Kind Kaputt sehr schnell im spannenden Feld des erstarkenden deutschen Post-Hardcore verorten. Schnelle Wechsel von Lautstärke und Tempo und ein Hin und Her zwischen Säuseln und Schreien machen „Zerfall“ zu einer packenden Platte. Dabei weicht das Trio auch mal von erwarteten Rhythmen und Riffs ab und beweist nicht nur eloquenten Einfallsreichtum. Besonders das markante und abwechslungsreiche Drumming wird dem ein oder anderen in lebhafter Erinnerung bleiben, trägt es doch einen großen Teil zu der aufplusternden Energetik von „Zerfall“ bei.
Die Reise des lyrischen Protagonisten durch die 12 durchdacht konzipierten und komponierten Songs vermittelten Gefühlswelten eines jungen Erwachsenen im Dschungel der Möglichkeiten und wird mehr als hautnah an den Hörer herangetragen. Sie wird vielmehr stellenweise mit Hammer und Meißel unter dessen Haut tätowiert, nur um die wunden Stellen anschließend sanft zu streicheln. Aber wann war dieses Leben denn je eindeutig? Der Wunsch zur Flucht, die Resignation über die Vergeblichkeit jedes Rennens, aber auch Verdrängung und Angst sind nur einige der vielen Emotionen, die „Zerfall“ zu einer gefühlsweltlichen Abrissbirne machen. Eine Achterbahnfahrt, die jedoch so typisch ist für die Generation Y, die nicht weiß wer sie ist, was sie will oder wohin sie soll. Die Generation, an die gleichzeitig so hohe Erwartungen gestellt wird, auf die eingeredet wird, von der etwas gewollt wird, an der gezerrt und auf die geschimpft wird. Kind Kaputt schimpfen zurück, in einem aufgebrachten Versuch zu retten, was zu retten ist – allerdings mit Bedacht und Anflügen von Weitsicht.