Reviews

Kid Dad und "In a Box": Starkes Debüt und viel Potential

Paderborner Post-Punk, der direkt ins Herz geht: Kid Dad beweisen sich auf ihrem Debütalbum “In A Box” als hervorragende junge Musiker! Mit tollen Kompositionen bekommt man Fernweh nach gewohnten Live-Auftritten, vor allem, weil ein starkes Album fast schon Garant für eine starke Show ist.

Eröffnet wird das Album nach einem kurzen Intro mit dem Song “A Prison Unseen”, welcher bereits als Single ausgekoppelt wurde, um das Album anzuteasern. Aus gutem Grund, denn man verliert sich direkt in der Musik. Ein Refrain, der ins Ohr geht, eine tolle Spannungskurve den gesamten Song hindurch und ein famoser erster Track! Sänger Marius Vieth beweist sowohl weiche Nuancen als auch geladenen, ausdrucksstarken Gesang im Refrain. Die Bridge erinnert ein wenig an die verträumten Klänge Alt-Js, der Refrain ähnelt den Anfängen der Blackout Problems. Auch textlich und visuell verliert man sich in dem Track. Das dazugehörige ausdrucksstarke Video zeigt, wie der Protagonist allmählich die Kontrolle über sich selbst verliert.

Der Song “Happy” begeistert mit einer ähnlich starken Komposition. Diesmal mit parallelen zu Royal Blood im Refrain, ist er eine tolle Fortsetzung um die Hörerschaft bereits zu Beginn vom Album zu überzeugen. Man ist wie in Trance während Strophe und Pre-Chorus und wacht schließlich im Refrain auf. Ein großartiger Kontrast zwischen Einlullen und Wake-Up Call. 

“In A Box” wird von einem nostalgisch-nachdenklichen roten Faden begleitet. Zeilen wie “I can’t reach the floor” aus dem Song “What You Call A Dream”, die vom ewigen Fallen erzählt, ohne je anzukommen, oder “The paper boat drowns to the bottom of the lake that's in my mind” aus dem Song “Window” zeugen von lyrischer Tiefe und kreieren ein leichtes Gefühl des Außenseiter-Daseins. Auch wenn das nicht für alle zutreffen mag, gefühlt hat sich jeder Mensch mal so im Leben. Kid Dad bieten durch ihr Album einen sicheren Hafen für dieses Gefühl. 

Als einer der ruhigeren Songs sticht  “The Wish of Being Alone” hervor. Der Titel nimmt zwar schon vieles Vorweg, doch ist es nach wie vor ein musikalisch wie textlich ein starker Track. Der Anfang erinnert durch die markante Gitarre an einen düsteren Western, das Ende des Songs wird sehr schön vom Backgroundgesang begleitet. Das Flüchten in die Ruhe um die Gedanken zu ordnen wird durch den sanften Gesang und die leicht verzerrten Gitarren begleitet und endet schließlich in ruhigen Gitarrenakkorden - angekommen in der Ruhe des Alleinseins.

 

Fazit

6.5
Wertung

Wir halten Fest: Eine Band, die Klänge aus Heisskalt, Alt-J, Blackout Problems und Royal Blood vereinen kann, dennoch ihren eigenen Sound hat und ein grandioses erstes Album veröffentlicht, muss einfach noch mehr gehört werden. Vermutlich wird das auch der Fall sein, denn Kid Dad sind auf bestem Wege, sich bei ebenjenen Bands einzureihen und bald zu den großen Namen zu gehören.  

Jan-Severin Irsch