Zusätzlich existiert wieder eine sehr persönliche Seite auf „Millennium“. Bereits die erste Single „TNT“ entführt die Hörerschaft in die privaten Erlebnisse des Rappers. Wer schon immer mal wissen wollte, wie sich ein FSJ in einer Psychatrie anfühlt und welche Begegnungen und Gegebenheiten sich dort so abspielen, bekommt hier eine Erzählung aus erster Hand. Im Titeltrack „Millenium“ nimmt Juse Ju uns fast 20 Jahre mit in der Zeit zurück, in die Jahre nach der Jahrtausendwende. Er besingt eine Hip-Hop-Szene, in der flache Hierarchien herrschten, seine versemmelten Auftritte und wie Maeckes im Twingo seiner Schwester sitzt. Das alles klingt unbeschwert und dieser unbeschwerte Blick in die Vergangenheit steckt durchaus an. Der Kontrast zwischen aggressivem und tiefenentspanntem Rap wirkt dabei keineswegs anstrengend. Im Gegenteil: Jeder Track hat seinen eigenen Stil, auf den man sich voll und ganz einlassen kann.
„Claras Verhältnis“ handelt von einer toxischen, aber beendeten Beziehung zwischen Juse Ju und der uns allen unbekannten Clara. Das ganze Thema wirkt unverdaut und nicht verarbeitet, die Verzweiflung scheint auf die Hörerschaft überzuspringen. Unter dem Strich ist der Titel eines der vielen Beispiele, wie Juse Ju es schafft, Emotionen glaubhaft und nachvollziehbar in Worte zu fassen. Auch „Model in Tokio“ mit Nikita Gurbonov und Mia Juni lässt tiefe Einblicke in das Seelenleben des Kirchheimers zu. Der Song erzählt die Geschichte seines Auftritts bei der Tokio Fashion Week, vermittelt aber ebenso seine Meinungen zum Redaktionsjob bei RTL und eine kleine Spitze gegen einen der Ochsenknechts.
Das größte Ausrufezeichen gehört aber unter „Edgelord“ mit Milli Dance gesetzt. Der Track ist eine Abrechnung mit "Ich-bin-zwar-kein-Nazi-aber"-Leuten. Mit den Leuten, die Sexismus und Antisemitismus als Humor durchgehen lassen wollen und sich dabei auch noch unverstanden fühlen. Die Betonung, dass es sich dabei nicht um Politrap, sondern um Musik gegen das einzelne so denkende Individuum handelt, gibt’s direkt mit an die Hand. Es kann im Rap eben nur einen geben, und so wenden sich die beiden in persönlicher Ansprache direkt an den Einzelnen.