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Jaya The Cat und „A Good Day For The Damned“ – Drunk-Rock-Reggae und eine ganze Menge Spaß

Reggae, Ska und Punk? Klingt nach einer eher verqueren Mischung. Jaya The Cat nennen diesen Sound „Drunk Rock Reggae“ und demonstrieren auf „A Good Day For The Damned“ eindrucksvoll, was das bedeutet.
Jaya The Cat A Good Day For The Damned Cover

Der Einstieg in die Platte gestaltet sich beim ersten Hören äußerst holprig. „Wine Stained Futon“ ist etwas aufgemacht wie der Soundtrack eines 90er-Geisterfilms. Beim Keyboard wird in die Effektkiste gegriffen und so entsteht ein leicht schauriger Sound, der aber genau so gedacht ist. Diesen „geisterhaften“ Sound haben ihrer Zeit „The Dead 60s“ zu einer gewissen Reife gebracht, wobei Jaya The Cat ihn bis nahe an die Perfektion gebracht haben. Ein Song bei dem man zweimal hinhören muss, um seine wahre Größe zu erkennen.

Eines zieht sich durch das komplette Album: Die raue und kratzige Stimme des Leadsängers. Die ist so kratzig, sie könnte Ian Kilmister Konkurrenz machen. „Sweet Eurotrash“ ist eine der Ausnahmen von der Regel. Zwar ist der Gesang hier immer noch rauchig und kratzt, dass man sich schon beim zuhören räuspern muss, aber der Versuch, wirklich mit Gefühl das Liebeslied an einen absolut abfuckten Lebensstil zu zelebrieren, klingt sehr authentisch und macht den Track zu einem absoluten Highlight der Platte.

Wen es bei „Just Leave Me Here“ noch auf seinem Hintern hält, dem kann man auch nicht helfen. Das Intro startet mit „Wohoo“-Mitsingteil, leitet einen Song ein, der so schnell und tanzbar ist, wie es der Genre-Mix zulässt - genau das richtige Tempo. Zwar überwiegt der Punk hier, allerdings ist das mit den hier stark vernachlässigten, aber immer noch vorhandenen Reggae-Elementen perfekt abgestimmt. Ein heißer Anwärter auf den Song des Jahres.

Wenn man das Tempo beim Reggae beschleunigt, sind die Grenzen zum Swing schwimmend. Auf diesem Drahtseil balancieren Jaya The Cat nicht nur im Song „Amsterdam“, eine Liebeserklärung an ihre Wahlheimat, tanzen sie so leichtfüßig darauf, als würde diese Grenze gar nicht existieren. Und das macht die Musik von Jaya besonders aus. Sie kümmern sich nicht um solche Grenzen und Genres. Sie spielen ihr eigenes Genre, ihren „Drunk Rock Reggae“ und bestimmen selbst was da hinein gehört. Wichtigste Zutat: Spaß!

Allerdings gibt es ihn dann doch noch auf dem Album zu finden, den reinen Reggae-Sound. „Fucking In Love“ ist wieder ein Liebeslied, allerdings diesmal tatsächlich an eine Person. Das Ganze ist so herrlich entspannt, man möchte sich am liebsten sofort mit seiner Liebsten oder seinem Liebsten an den Strand setzten, die Box aufdrehen und den Sonnenuntergang beobachten. Echte Feel-Good-Musik.

Mit einer regelrechten musikalischen Entgleisung beginnt der Titeltack „ A Good Day For The Damned“. Allerdings sind das nur die ersten Sekunden, die einen Beat preisgeben, irgendwo zwischen Synthie und Dub. Was folgt, ist dann aber wieder an entspannter Lässigkeit kaum zu toppen. Wieder Reggae-Sound, in den sich im Refrain wieder eine ordentliche Portion Punk mischt. Dieser ganze Sound macht so unglaublich viel Spaß und klingt so unglaublich authentisch, als hätte dieses Quintett die Musik für sich gemietet.

Im Closer „The Streets Of Shoreditch“ wird die Band richtig melancholisch. Angesichts der Entwicklung des Londoner Stadtteils auch durchaus verständlich. Bis in die 80er-Jahre ein armer und eher dreckiger Teil der britischen Hauptstadt, bis man auf die Idee kam, Shoreditch zu gentrifizieren - und das mit großem Erfolg. Aus den einst schmutzigen und etwas zwielichtigen Bars und Kneipen sind echte Szenelokale geworden und in Shoreditch zu wohnen wurde richtiggehend trendig. Die melancholische Stimmung wird durch Geigen verstärkt, zwischendurch droht der Gesang von der Trauer erstickt zu werden. Ein ganz tiefer Griff in die Gefühlskiste.

 

Viel Liebe, ein bisschen Tristesse, aber hauptsächlich eine Menge Spaß machen „A Good Day For The Damned“ aus. All diese Zutaten, garniert mit den verschiedensten Sounds, ergeben ein riesiges Album.

Fazit

8.1
Wertung

„A Good Day For The Damned“ ist auf Vinyl gepresster Spaß. Jaya The Cat gehen noch einen weiteren großen Schritt weg von ihrem großen Vorbild „The Clash“ und feilen weiter an ihrem ganz eigenen Sound. Einfach geiler Shit! 

Moritz Zelkowicz
7.8
Wertung

Schon der Versuch, all die vertretenen Genres des Albums aufzuzählen, würde diese Zeilen sprengen. Genauso vielfältig ist der Einsatz verschiedenster Instrumente, Sound-Elemente oder des markanten Gesangs. Selten schafft eine Band solch einen Crossover-Spagat, ohne überladen zu wirken. Jaya The Cat hingegen sind dabei dynamisch, wandlungsfähig und absolut mitreißend. Selbst die melancholischen Songs werden zu Stimmungsaufhellern und verheißen, neben den obligatorischen Ohrwürmern, rauschende Live-Shows. Bloß wer Reggae so gar nicht mag, kann hier getrost weghören, denn er bleibt auch auf diesem Album das Herzstück der Band.

Sarah Ebert