Inwiefern und „Rendezvous mit der Realität“: Kurz, knackig, krisenfest!

Endlich wieder neuer Stoff für die dem kurzweiligen deutschen Punkrock geneigten Ohren! Das dritte Album der fünfköpfigen Band Inwiefern aus Strausberg bei Berlin liefert 15 Songs in gerade einmal 35 Minuten. Das klingt nicht nur nach einem kurzen und schnellen Spaß, sondern ist es auch.

Musik ist Kunst. Das ist Fakt. Durchdachte, tiefgründige Texte sowie Menschen, die ihre Instrumente beherrschen wie scheinbar kein Zweiter, faszinieren uns immer wieder. Ein neues und lange herbeigesehntes Album erscheint und wir sitzen mit offenem Mund vor unseren Lautsprechern und fragen uns: „Wie konnte man sich das denn bitte ausdenken?“. Irgendwie bekommt es eine Band doch wieder hin etwas zu kreieren, was man so oder so ähnlich scheinbar noch nie gehört hat. Manchmal auch etwas, was man eigentlich nie hören wollte oder sollte. Deshalb lieben wir Musik. Sie ist Ausdruck der eigenen Kreativität und lässt Künstler*innen ihr Innerstes nach außen tragen.

Und dann gibt es da noch Bands wie Inwiefern. Fünf Jungs aus der Nähe von Berlin, die uns mit ihrem dritten Album „Rendezvous mit der Realität“ in 35 Minuten daran erinnern, wie es eben auch geht: Einfach, unkompliziert, schnell und mit verdammt viel Spaß bei der Sache. Die Band selbst behauptet, dass das ständige Anstarren ihrer Instrumente im Proberaum jetzt endlich Früchte tragen würde. Mehr als drei, maximal vier Akkorde? Wozu denn?! Ausgefuchste und tiefgründige lyrische Meisterwerke? Das Leben schreibt doch die ehrlichsten Geschichten! Ein nachher tief bereutes Kennenlernen mit einem Mädchen aufgrund ihrer Vorlieben für Dieter Bohlen und Mario Barth („Rendezvous mit der Realität“), das ebenfalls bereuende Abschwören von exzessiven Punk-Gewohnheiten aufgrund der neu eingenommenen Vaterrolle („Punk Is Dad“), sowie das tagtägliche Kopfschütteln über besorgte Bürger und ihre Äußerungen („Euer Stammbaum ist ein Kreis“): Das ist das Leben. Das sind ehrliche, realitätsnahe Texte, verpackt in durchschnittlich circa zweieinhalb Minuten lange Punkrocksongs. Da muss man sich eben etwas beeilen. Das Duett im angesprochenen Titel "Euer Stammbaum ist ein Kreis" mit Luise Fuckface (The Toten Crackhuren im Kofferraum, Lulu & die Einhornfarm) funktioniert hier übrigens wunderbar.

 

Das Rezept der Band ist auch auf „Rendezvous mit der Realität“ so einfach wie bewährt: Immer wieder zweistimmiger Gesang, eingängige Melodien und dabei nie die Punkrock-Attitüde verlieren. In einigen Texten besteht eine wirklich realistische Chance sich selbst wiederzufinden. Alle 15 auf dem Album vertretenen Titel (auf CD oder Vinyl gibt es einen oder drei Bonustracks oben drauf) folgen diesem Muster und bilden ein kurzweiliges Unterhaltungswerk. Perfekt abgestimmter Gesang und einwandfrei ausproduzierte Songs würden dieses Album um jeglichen Unterhaltungswert berauben. Dass das Cover ein Bier im Einschüttungs-Vorgang ziert, belegt alle biergetränkten Klischees. Dass dieser Vorgang im Weltraum stattfindet, macht diesen Moment widerum einzigartig.

Fazit

7
Wertung

Herrlich! Schnell, unperfekt und mit jeder Menge Spaß bei der Sache. Klingt nach Sonnenschein und Flaschenbier. (Manchmal) Genau meine Welt!

Mark Schneider