Sie liebt ihn, sie liebt ihn nicht. Er liebt sie, aber sie will nicht. Dann will sie, aber er nicht mehr. Das ist der gewohnte Werdegang einer stereotypischen Liebesgeschichte einer Telenovela. Egal ob ARD oder RTL – sie haben eines gemeinsam: Während der ersten Folgen fiebert man noch mit und ab einem gewissen Punkt wird es nur noch absurd. Analog dazu trägt es sich bei The Hunnas zweitem Studioalbum „Dare“ zu.
Der gleichnamige Opener startet verheißungsvoll mit dominanten Riffs und zeigt, dass hier das Rad sicherlich nicht neu erfunden wird, die catchy Melodie wird aber im späteren Verlauf des Songs mit einer gesättigten Gitarrenwand untermauert. So raut das Quartett aus Hertfordshire das inhaltliche Katz-und-Maus-Spiel mit der Herzensdame ordentlich an und ist damit angekommen bei: Er will, sie aber nicht.
In ruhiger, akustischer Umgebung fragt er sie später in „Babe, Can I Call“ herzzerreißend, ob er sie nicht anrufen könne. Die zarte und sehnsüchtige Atmosphäre, die dem indielastigen Sound zu verdanken ist, trifft mitten ins Herz – die Stärke der Engländer. Die häppchenweise eingestreuten Lyrikbilder werden auf den Punkt erzählt, kein Platz für Interpretation, stattdessen lückenloses Storytelling, mit dem jeder etwas anfangen kann. Die Szenen werden untermalt mit einer kleinen, aber wirkungsstarken Range von Indie-, Pop- und Alternative-Elementen. Dabei bleibt alles weitgehend unaufgeregt, das heißt, Ecken und Kanten sucht man auf diesem Album vergebens.