Horsegirl aus Chicago sind eine junge Band: Nora Cheng (Gitarre, Gesang) und Gigi Reece (Schlagzeug) sind Erstsemester am College, Penelope Lowenstein (Gitarre, Gesang) steht kurz vor ihrem High-School-Abschluss. Trotzdem klingt die Musik, die sie zusammen machen, viel älter. Wenn „Versions of Modern Performance“ 1988 erschienen wäre, stünde es in jeder Collegerock-Bestenliste und Horsegirl wäre jetzt eine Kultband.
Aber es ist 2022 und MTV hat 120 Minutes schon vor 20 Jahren abgesetzt. Doch dort, zwischen Hüsker Dü und Slowdive, hätten Horsegirl perfekt hineingepasst. Die verzerrt-verhuschten Gitarren und der entrückte Gesang machen beim Hören den gleichzeitig einladend-warmen und abweisend-schroffen Eindruck, der schon die Noise-Pop-Urväter The Jesus and Mary Chain geprägt hatte. Das ist wahrscheinlich kein Zufall: Als Produzent konnte John Agnello gewonnnen werden, der in den 90ern mit Dinosaur Jr. arbeitete und mit ihnen ebendiese Formel perfektionierte.
Mit den Referenz-Namedrops sind wir jetzt fast durch. Ein wichtiger fehlt jedoch noch: Kim Gordon, die ehemalige Bassistin von Sonic Youth, stellte Horsegirl auf ihrem Instagram-Account vor und den Einfluss ihrer Band hört man schon in ersten paar Sekunden dieses Albums.