Wer Unterhaltung für einen langen Trip sucht, hat hier einerseits etwas gefunden, andererseits aber auch nicht. Die Geschichte über einen gewissen Nagel, der nach einem Gespräch mit seinem Kumpel Sascha seine alten Tagebücher auspackt und erzählt, was darin über die Geschehnisse im Jahr 1999 geschrieben steht. All das könnte man am ehesten als fiktionalisierte Autobiografie beschreiben. Besonders interessant sind dabei die beschriebenen Charaktere: von seiner On/Off By-The-Way-Liebschaft, die er aber wirklich liebt; über seine beiden grundlegend unterschiedlichen Mitbewohner, oder seine versoffenen Arbeitskollegen bei einem Studentenjob. Es gibt so viele starke Charaktere, wenn man bedenkt, dass es wirklich solche Köpfe gibt oder gab, oder auch nur so ähnliche.
Diese alten Tagebücher sind nun also vor 16 Jahren verfasst und an so vieles erinnert er sich einfach nicht mehr. Anstoß dafür ist ein alter Brief an Sascha, seitdem dieser Nagel nicht mehr hasst. Auch nach Lesen der Bücher bleiben mehr Fragen als Antworten. Und so fährt er zurück in seine Heimat Rheine, trifft sich mit alten Freunden und taucht immer weiter ab, in das Jahr 1999. Sein ganzer Werdegang entrollt sich wieder vor ihm, sein Weg voller Liebe, Hass, Alkohol und auch ein paar Drogen.
Die Geschichte grundsätzlich kennt man schon, David Nicholls und aus dem deutschsprachigen Raum auch der fantastische Frank Goosen. Allerdings machen die schier unglaublich tiefen Charaktere das ganze Buch zu einer unvorhersehbaren Story.
Dann aber das erste große Aber. Thorsten Nagelschmidt ist nicht der geborene Hörbuchsprecher. Klar ist seine Arbeit bei Muff Potter unbestritten stark, aber die leicht triste, manchmal auch monotone Stimme passt in die grundsätzliche Stimmung. Er klingt dabei auch nachdenklich, allerdings eben auch sehr anstrengend auf Dauer und da ist doch auch schon der größte Knackpunkt, nämlich die Länge. Freut man sich meistens, wenn ein Buch in voller Länge vertont wird, kann es bei anderen auch schädlich sein - wie eben hier. Die Thematik lässt eine solche Stimme und Stimmung zu, eine solche Stimme und Stimmung aber nicht ganze neun CDs. Too much.
Zwar liegt Nagel das Schreiben sehr, das Sprechen allerdings lässt auf Dauer zu wünschen übrig. Vielleicht könnte man Frank Goosen mal drüber schauen lassen. In einem Tonstudio. Mit einem Mikrofon, das eingeschaltet ist.