Reviews

Hayley Williams und „Petals for Armor“: Austauschbarer Pop

Ein Pop-Album zu produzieren und dabei nur Songs herauszubringen, die allesamt mindestens ein Alleinstellungsmerkmal haben, gestaltet sich schwierig. Hayley Williams geht mit ihrem neuen Album einen weiteren Schritt weg vom Rock und gerät zum Taylor-Swift-Verschnitt.
Hailey Williams Petals for Armor Cover

Ein Pop-Album zu produzieren und dabei nur Songs herauszubringen, die allesamt mindestens ein Alleinstellungsmerkmal haben, gestaltet sich schwierig. Hayley Williams ist deshalb den anderen Weg gegangen und hat, anstatt alles anders zu machen, die selben 10 Pop-Songs gemacht, wie man sie überall erwarten würde.

„Petals for Armor II“ ist der zweite Teil des Debütalbums von Hayley Williams. Der erste Teil ist schon Anfang Februar erschienen. Schon im ersten Teil fehlt eine wirkliche Stimmung, was sich dann qualitativ an den Songs bemerkbar macht. Die einzelnen Songs ähneln sich alle in ihrer groben Struktur. Die Strophen sind klanglich meist ruhig, der Fokus liegt auf den Vocals. Im Refrain werden dann ein paar Beats druntergelegt, mal hört man Synthesizer im Hintergrund.

Der Kontrast zwischen Refrain und Strophe ist hierbei das aufregendste, was das Album zu bieten hat. Mit dem Song „Sudden Desire“ vom ersten Teil des Albums versucht Hayley Williams eine rockige Seite von sich zu zeigen. Ansonsten ist die Platte sehr ruhig gehalten. Die Künstlerin versucht, ernste Themen wie toxische Beziehungen mehr zum Vorschein zu bringen. In den Strophen wird der Fokus auf Williams’ Stimme gelegt.

Einer der wenigen Hoffnungsschimmer des Albums ist der Song „Creepin“. Ruhige Gitarrenklänge begleiten die sanfte Stimme von Hayley Williams. In der ersten Bridge bricht die Stimmung des Songs aber und verfällt in eine Taylor-Swift-„Look What You Made Me Do“-artige Performance.

Das Album scheitert daran herauszustechen und beharrt stattdessen lieber auf eine klassische Popstruktur. Es würde nicht auffallen, wenn zwischendrin Songs von Katy Perry, Taylor Swift oder anderen Popmusikerinnen laufen würden. Die Tracks haben leere, vor allem im Pop viel zu oft benutzte Messages. Textlich gesehen ist der Song „Over Yet“ ein Paradebeispiel dafür.

„If there’s resistance,

It makes you stronger“

Von der Popkultur schon längst ausgeschöpfte Phrasen werden von Hayley Williams wieder benutzt. Das führt dazu, dass dem Album eine Art Alleinstellungsmerkmal fehlt. So ist es eine Handvoll Tracks, die klar macht, wie austauschbar manche Popsongs sind. Insgesamt scheitert das Album an der nicht vorhandenen Innovation. Musik lebt vom stetigen Wandel und nicht von leeren und schon viel zu oft benutzten Texten, deren Aussage nicht austauschbarer hätte sein können. So hat das Album trotzdem überrascht, wenn auch im negativen Sinn.

Fazit

4.1
Wertung

Das Album wirkt zu Beginn sehr energiereich, was sich dann aber nach den ersten Minuten in einen langweiligen Dauerzustand wandelt. Die Texte haben keine Aussage, die Instrumentals sind ebenfalls nicht besonders auffällig.“Sudden Desire“ schien der Wendepunkt des Albums zu sein, doch stattdessen ist es der Höhepunkt.

Paula Thode