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Haiyti und "Sui Sui": Deutschrap zum Tanzen

Die Beats sind tanzbar und Hayiti’s kratzige Autotune-Stimme verleiht dem Album eine Art Yung-Hurn-Vibe. „Sui Sui“ ist definitiv kein Album zum Stillsitzen und Nachdenken, sondern fürs Feiern und Ausrasten gedacht. Doch auch beim neuen Hayiti-Album finden sich ruhige Passagen und ernsthafte Lines.

Wer dachte, dass sich im Jahr 2020 im Deutschtrap nicht alles nur um Statussymbole und Geld geht, kann sich mit dem neuen Album „Sui Sui“ von Haiyti vom Gegenteil überzeugen lassen. „Sui Sui“ ist genauso austauschbar, wie jedes andere Mainstream-Deutschrap-Album, das den Fokus auf Geld und Statussymbole legt. Kapitalismus-Moves sind im Deutschrap eine weit verbreitete Methode, um seinen Erfolg anhand schwarzer Zahlen auf dem Konto fest zu machen. Die Songtexte sagen nicht wirklich etwas aus, außer, dass Geld den mentalen Gesundheitszustand nicht verbessert.

Die Beats sind tanzbar und Hayiti’s kratzige Autotune-Stimme verleiht dem Album eine Art Yung-Hurn-Vibe. „Sui Sui“ ist definitiv kein Album zum Stillsitzen und Nachdenken, sondern fürs Feiern aus Ausrasten gedacht. Doch auch beim neuen Hayiti-Album finden sich ruhige Passagen und ernsthafte Lines.

„Ich bin rich, doch denk nur an Sui Sui“

Der Hoffnungsschimmer des Albums ist der Track „Photoshoot“, in dem es Haiyti schafft, zwischen „Money Moves“ ein paar wenige Worte über Mental Health und das „Nutze den Tag, denn du weißt nicht wie viel Zeit du noch hast“ zu verlieren.

So schleichen sich dann doch noch die eine oder andere Line in den Track, die nichts mit Geld machen, haben, oder ausgeben zu tun haben. „Photoshoot“ ist im Grunde wie der Rest des Albums: Austauschbarer Statussymbol-Rap mit kleinen Ausflüchten in die Realität, beziehungsweise in Haiytis depressive Welt.

Die Deutschpop-Momente in der Platte sammeln sich im Track „Paname“, in welchem Haiyti über die Erlebnisse aus Paname rappt beziehungsweise singt. Der ganze Song klingt eher wie ein Verschnitt von Namikas „Lieblingsmensch“.

Auf dem Album findet man auch das ein oder andere Feature wieder. Im Song „Asbach“ sind Capuz und Klapse Mane dabei. Das Feature-Potential wurde von Haiyti nicht ganz ausgeschöpft. Der Song ist schnell und an dem Flow Haiytis und ihrer Gäste ist nichts auszusetzen. Der Song hat schon fast Badmomzjay-Vibes, weswegen ein Feature mit ihr hier an dieser Stelle dem Song nicht geschadet hätte.

Wenn man nun einmal vom Text absieht, ist das Trap-lastige Album von Haiyti beim Anhören keine Zeitverschwendung. Haiyti tanzt mit ihrer rauen Stimme und ihrem leicht abgehackten Flow auf den Beats und eigentlich will sie nur das gleiche von den Hörer*innen: Man soll sich bewegen und Spaß haben.

Hayiti kratzt Themen wie Suizid oberflächlich an, verliert sich dann aber wieder im Gerede über teure Uhren und Markenklamotten. Das Potential bei der Platte ist vorhanden, wurde aber nicht ausgenutzt. Das Album wurde für eine Partynacht geschaffen und genau so kommt es auch rüber.

 

Fazit

6.2
Wertung

Solides Album ohne wirkliche Höhen und Tiefen. Ich würde es auf einer Party schon mal laufen lassen, aber für mehr reicht es nicht.

Paula Thode