Grave Pleasures und „Motherblood“: Der Weltuntergang ist nah!

„Doomsday Rainbows, „Joy Through Death“, „Atomic Christ“ – klingt wie der Soundtrack zur Apokalypse. Grave Pleasures erschaffen mit „Motherblood“ eine tanzbare Hymne der Todgeweihten.
Grave Pleasures Motherblood Cover

Grave Pleasures melden sich nach ihrem Debütalbum „Dreamcrash“ von 2015 zurück. Bis Ende 2014 war die Band noch unter dem Namen Beastmilk bekannt und sorgte mit „Climax“ schon damals für großes Aufsehen in der Post-Punk-Szene. Als Sänger Mat McNerney und Bassist Valtteri Arino mit veränderter Besetzung als Grave Pleasures die Band wiederaufleben ließen, herrschte vorerst Skepsis unter den Fans. Doch bis auf den zugegebenermaßen genialen und nun verlorenen Bandnamen gab es keinen Grund zur Trauer. „Dreamcrash“ wurde zum Erfolg und setzte einen hohen Maßstab für folgende Veröffentlichungen.

Mit „Motherblood“ besingen Grave Pleasures den Weltuntergang in all seinen Facetten und zelebrieren die Apokalypse als große Party. Das starke Artwork des Covers zeigt Kali, die Göttin des Todes, der Zerstörung und Erneuerung und bereitet die Hörerinnen und Hörer so bereits auf die besungenen Weltuntergangsszenarien vor.

Musikalisch vereinen Grave Pleasures wie gewohnt mystischen Death- und Goth-Rock mit Pop-Elementen und schaffen so eingängige Melodien, unter denen echte Ohrwürmer auftauchen. McNerney nutzt erneut die komplette Bandbreite seiner unverwechselbaren Stimme und variiert innerhalb der einzelnen Songs häufig zwischen den verschiedenen Klangfarben. Während klarer und melodischer Gesang dem Sound die Härte nimmt, produzieren die tiefen, vollen Töne an anderer Stelle Mystik und Dramatik. Das treibende Schlagzeug setzt ab und zu eigenwillige rhythmische Akzente und wird von einer kontinuierlichen, beinahe hypnotischen, Bassline unterstützt. Beide Gitarren kommen auf diesem Album ohne große Effekthascherei aus und klingen etwas weniger ausgefeilt und filigran als auf der Vorgängerplatte. So wirkt der Sound, gerade im Mittelteil des Albums, getragener und weniger aufgeregt.

Mit „Infatuation Overkill“ haben Grave Pleasures einen hervorragenden Opener gewählt, der mit Tempo, Horror-Feeling und einem hemmungslosen Chorus überzeugt, im Kopf bleibt und Bock auf mehr macht. Einen noch größeren Ohrwurm kann nur noch „Be My Hiroshima“ garantieren. Mit „Joy Through Dead“ ist der Band eine tanzbare Ode an den Tod gelungen, die sich in erster Linie durch den insgesamt bemerkenswerten Gesang auszeichnet. Musikalisch stagnieren Grave Pleasures während der folgenden Songs, die zwar allesamt kraftvoll und atmosphärisch dicht daherkommen, sich jedoch nur schwer voneinander abgrenzen lassen. „Atomic Christ“ sticht noch einmal deutlich hervor und wirkt wie ein Blick in den Abgrund, der die Welt zu verschlingen droht. Pop-Elemente weichen vollständig apokalyptischen Klängen und düsterer Mystik, was vor allem dem gespenstischen Gastauftritt von David Tibet von „Current 93“ und seinen heraufbeschwörenden Vocals zu verdanken ist - ein genialer Höhepunkt der Platte, der das Niveau deutlich anhebt und die Wandlungsfähigkeit der Band unter Beweis stellt.

Fazit

6.9
Wertung

Insgesamt ist Grave Pleasures eine hörenswerte Fortsetzung von „Dreamcrash“ gelungen, die die wichtigsten Trademarks der Band beibehält und sich ohne Weiteres als Post-Punk-Platte behaupten kann. Der Sound lässt sich wohl am ehesten als Dance-Floor-Death-Rock beschreiben, der es schafft, Heiterkeit und Melancholie miteinander zu verbinden und dabei nennenswerte Ohrwürmer zu kreieren. Leider können nicht alle Songs bedingungslos überzeugen: Die Highlights der Platte stellen weniger eingängige Songs in ihre Schatten und lassen diese zu routiniert und eintönig wirken.

Sarah Ebert