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Goodbye Fairground - I don't belong here anymore

“I don´t belong here anymore” ist eine atmosphärische Geschichte vom Träumen, Aufwachen und nach Vorn preschen. Goodbye Fairground erschaffen mit einer unglaublichen Intensität der Instrumente eine immersive musikalische Reise mit Lyrics, die erst Recht beim dritten oder vierten Mal hinhören ihre wahre Bedeutung preisgeben.

“The egyptian plover” lässt das Album zunächst sanft und träumerisch starten. Sanftes Gitarrenzupfen suggeriert Regentropfen, Hall auf der Stimme von Sänger Benjamin Bruns verstärkt die Klangwirkung und umhüllt alles in eine gewisse Melancholie. Nach kurzer Zeit schlagen die Gitarren Alarm und reißen mit mächtigen Akkorden den Hörer aus seiner Welt um dann mit voller Kraft in “Wilhelm II” zu landen. Dem wuchtigen Start folgen melodische Gitarrenklänge und die leicht rauchige Stimme des Sängers. Der zweite Song auf der Platte ist gleichzeitig der erste mit ordentlich Sing-a-long-Charakter: “Take me back!” erklingt es im Chor, die Gitarren jaulen auf und wetteifern um Aufmerksamkeit.

Der dritte Track “Leaving the green house” ist so ein Song. Scheiß drauf, wenn es mal schlecht läuft, nach einer schlechten Woche folgt auch mal eine gute Woche! Ein richtiger Mutmacher. Kraftvoll geht es in “Victims of the third world war” weiter. Was die Gitarren hier veranstalten, ist richtig Zucker. Mit ordentlich Zerrung singt eine Gitarre die Melodie während die zweite Gitarre ein ordentliches Brett zum Nageln der Lyrics bereitstellt. “We all may long for information but you could`nt beat the desperation” schreit es Bruns hinaus.

“Rational Dreams” teilt das Album gerecht in der Mitte und sorgt für die Prise Indie-Rock auf der Scheibe. Wenn man das Lied nicht bis zum Ende hört, könnte der Eindruck entstehen, dass sich hier aufgegeben wurde: “It`s been a horrible year [..] I´d hold onto my hopes and plans but it feels like all of them went down the drain again”. Der Take-away aus dem Song ist allerdings ein positiver. Trotz Verschuldung und falscher Entscheidungen in der Zukunft hat jeder die Möglichkeit, sich aufzurappeln und an einer positiven Zukunft zu arbeiten. Goodbye Fairground zeigen, dass sie nicht laut und schrill sein müssen, um eine ordentliche Kraft loszulassen.

“MacGuffin (auch: McGuffin) ist der von Alfred Hitchcock geprägte Begriff für mehr oder weniger beliebige Objekte oder Personen, die in einem Film meist dazu dienen, die Handlung auszulösen oder voranzutreiben, ohne selbst von besonderem Nutzen zu sein.” Wikipedia

Im neunten Track “Macguffin” geht es um Trennung und Schmerz. Es geht um diesen ernüchternden Moment der Erkenntnis, dass die vermeintlich wichtigste Person im Leben sich nach fünf Jahren als doch nicht so perfekt herausstellt. Geschichten, Witze, Erlebnisse relativieren sich in der Bedeutung plötzlich, wenn die Beziehung scheitert. Ist es Erkenntnis oder Schutzmechanismus, wenn die Geschichten von früher langweilig, die Witze schlecht und die Gemeinsamkeiten lediglich die eigene Unfähigkeiten waren? Der Song lässt zum Schluss die Ex-Freundin selber zu Wort kommen und entlässt uns sehr bitter: “[..]how long did it take you to finally get my “jokes” only to find that you were the punchline”?

“I don`t belong here anymore” von Goodbye Fairground ist ein musikalisches Erlebnis und gleichzeitig Neustart der Band. Es finden sich wenig parallelen zum Debut, viel komplexer und vielschichtiger spielt sich das Quintett nun die Seele aus dem Leib. Ein gelungenes Album.