Genetikk und "MDNA": Gotteskomplexe

Zwischen Gott, Gotteskomplexen und schlechten Reimen rappen Genetikk beispielsweise auch über ihre Gewaltfantasien gegenüber Frauen. Damit setzen sie trotzdem niveaumäßig keinen neuen Tiefpunkt in der Deutschrapszene.

Frauenfeindlichkeit im Christentum ist mindestens genau so präsent wie Frauenfeindlichkeit im Deutschrap. Genetikk kombinieren auf ihrer neuen Platte „MDNA“ beides miteinander und beladen ihre Platte mit sexistischen und ableistischen Texten.

„Ich hab so viel Flow, ich lass Deutschrap ertrinken“

Das Flow nicht alles im Rapgame ist, beweisen Genetikk mit ihrem neuen Album. Genetikk kann zwar mit seinem Flow an der ein oder andere Stelle eine schlechte, beziehungsweise nicht vorhandene Reimstruktur wettmachen, trotzdem wirken die Texte durch die fehlenden Reime eher unvollständig.

„Ob ich jetzt an Gott glaube, hör das Gelächter

Doch ich kann ihn sehen in den Augen meiner Töchter“

Genetikk haben schon einige Male Statements über ihre Verbindung zur Religion gebracht. Auch auf ihrer neuen Platte ist viel über „Gottes Plan“ und ähnliches zu hören. Passend dazu hat das Rap-Duo nun ernsthaft angekündigt, eine eigene Kirche gegründet zu haben und ab 2022 dort auch Messen abzuhalten. In der „Church of Genetikk“ wird es aber vermutlich ähnlich frauenfeindlich zugehen, wie auch in anderen Kirchen. Zummindest, wenn man ihren Texten Glauben schenkt. Denn Frauen werden in ihren Texten nur selten als „Frauen“ und viel häufiger als „Hoes“, „Bitches“ oder „Fotzen“ beschrieben. Bei Männern fallen Genetikk hingegen Assoziationen wie „Bruder“ oder „Bro“ ein. In Sachen „Nächstenliebe“ und Toleranz wird bei Frauen anscheinend eine Grenze gezogen und auch vor Ableismus schreckt das Duo nicht zurück.

„Bitches sind so wie Gletscher, denn der V8 lässt sie schmelzen“

Würde man hier den V8 mit einem CL500 austauschen, könnte die Line auch von Rappern wie GZUZ oder Bonez MC stammen. Niveaumäßig hat das Rapduo die Messlatte ziemlich tief gelegt und verehren die eigene Mutter, während sie sich sexuelle Fantasien mit anderen Müttern ausmalen.

Die Beats sind der einzige, minimale Hoffnungsschimmer dieser Platte und schenken einigen Tracks ein wenig mehr Charakter. Wobei hier „generisch“ und „einfallslos“ als Beschreibung eher passen würden.

Es gibt einen Track, der besonders heraussticht. In „Kirschblüte“ beschreibt Kappa, wie er eine Frau zunächst verführen will, um sie anschließend zu strangulieren und dann ihre Kehle zu durchtrennen. Es ist wirkt surreal, wie auf dem selben Album eine brutale Mordfantasie an einer Frau dargestellt werden kann und nicht einmal zwei Minuten später geht es um die eigenen Töchter und die neugewonnene Liebe zu Gott. 

Das neue Album ist das musikalische Äquivalent zur Ankündigung des Duos, ab 2022 Messen in der selbst gegründeten "Church of Genetikk" abzuhalten. Eine größenwahnsinnige Darstellung des eigenen Gotteskomplex. Hinzu kommen die unzähligen sexistischen Lines, die ohne jegliche Achtung vor Reimstrukturen oder Schemata aneinander gereiht wurden. 

Fazit

1
Wertung

Eine wahrhaftige Verschwendung guter Beats. 

Paula Thode