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The Frights und „Live At The Observatory“: Eine Punkrockparty zum Mitnehmen, bitte!

Wir schreiben den 8. September des Jahres 2018. The Frights starten in ihrer Heimat Kalifornien die „Hypochondriac“-Tour im ausverkauften Observatory in Santa Ana. Das bereits mit diversen Live-Clips angekündigte Konzertalbum „Live At The Observatory“ dokumentiert diesen wohl feuchtfröhlichen Abend und bringt die Show der vier Surfpunker vertont in die heimischen vier Wände.

Die Rahmenbedingungen für das Live-Album von The Frights könnten nicht besser sein: Tourauftakt, Heimvorteil, ausverkauft. Die Bandmitglieder sind wahre Profis in ihrem Handwerk. Spätestens mit ihrem letzten Album „Hypochondriac“ haben sie die Fähigkeiten bewiesen, einen Ohrwurm nach dem nächsten zu komponieren und ihrer Hörerschaft durch die Kombination aus eingängiger Melodie und Mikeys außergewöhnlicher Stimme die mit ihrem Surfpunk einhergehende gute Laune geradezu einzuimpfen. Die Bedingungen stehen also günstig für ein perfektes Konzert, aber hatte Santa Ana die gleiche Lust auf Punkrockparty?

Die Antwort auf diese Frage bleibt die Crowd nur wenige Sekunden schuldig. Bereits als The Frights das erste Mal die Instrumente erklingen lassen dauert es maximal die durchschnittliche Reaktionszeit des Menschen von 180 Millisekunden, bis das Publikum den Opener „Kids“ identifiziert und lautes Aufschreien durch die Halle schallt. Dieser Aufschrei verkörpert die Erlösung vom Warten und pure Freude über den Beginn der Show. Gleichzeitig beweist er, dass The Frights bei der Produktion des Albums Wert auf die Aufnahme des Publikums gelegt haben und hiermit, das zeigt sich im Verlauf des Konzerts immer und immer wieder, die Atmosphäre erst intensiv vermitteln und für die Hörerschaft zu Hause greifbar machen. Nach dem Anhören von „Live At The Observatory“ ist eines festzustellen: The Frights-Fans sind nicht nur textsicher, sie sind auch laut. Mikey überlässt den Fans den ein oder anderen Part seiner Lyrics und schafft damit, vor allem, wenn seine Bandkollegen sich gerade eher zurückhalten, fantastische Gänsehautmomente. Gute Beispiele hierzu finden sich zu Beginn in den Titeln „Crust Bucket“ oder „Whatever“, wenn die Crowd zum Chor mutiert.

Bei der Auswahl der Songs haben die Kalifornier ganze Arbeit geleistet. Die Setlist beinhaltet Titel von allen Studioalben der Band, von „The Frights“ bis hin zum erwähnten „Hypochondriac“, aber auch von den EPs „For Sure“ („Makeout Point“) und „Death Frights“ („Kids“). Man macht es ausnahmslos allen gerecht und mischt ältere und schnellere Songs unter die neueren, gefühlvollen wie „Hold Me Down“ und „Alone“, die Stimmungsgaranten wie „Over It“ und „Whatever“ unter die Klassiker wie „You're Going To Hate This“ oder „Submarines“.

Da es das perfekte, reibungslos ablaufende Konzert wohl erst selten gegeben hat, findet sich auch auf „Live At The Observatory“ die ein oder andere Panne, über die alle Beteiligten und erst recht die Hörer des Albums wohl im Nachhinein ausgiebig schmunzeln können. So erklingt die den Song „Alone“ einleitende Akustikgitarre zwar wie gewohnt, Mikey beginnt seinen Part aber mit den gesungenen Worten „Sorry for all the technical difficulties.“. Was genau nicht funktioniert hat, bleibt zwar verborgen, er muss jedoch einige weitere Sekunden mit Dankesbekundungen überbrücken, bis der Titel mit fast zweiminütiger Verspätung startet. Während „Makeout Point“ kann er zum einen zu Beginn vor Lachen seinen Text nicht vermitteln, zum anderen muss er später zwei Streithähne im Publikum darauf aufmerksam machen, dass ihr Faustkampf während eines Liebeslieds absolut fehl am Platz ist. Es ist ihm offenkundig ein Mysterium, wie man sich nach so vielen Punksongs gerade während eines solchen Tracks gegenseitig angehen kann. Humor, wie ihn The Frights nun mal pflegen.

Fazit

8
Wertung

The Frights machen mit „Live At The Observatory“ vor allem den Bestandsfans wie mir eine riesige Freude! Songs aus allen Phasen der Band, eine ordentliche Crowd-Lautstärke und der gewohnte und geliebte Surfpunk-Sound der Kalifornier. Der Zeitpunkt der Show in Anbetracht des Soundwandels der Band macht auch die alten, rauen Songs der Band für jedermann erträglich und hörbar. Ein guter Moment also, um der Band eine Chance zu geben!

Mark Schneider