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Fluegge und „Stummes Echo“: Entelektrisiert

Herr Miesepeters ist tot, doch es lebe Fluegge! Das Nachfolgeprojekt von Tobi Peters bringt mit „Stummes Echo“ auch gleich seine Debüt-EP heraus und widmet sich einer vollkommen vernachlässigten Musikrichtung.

Akustik-Punk - dieser Begriff bedarf einer näheren Betrachtung. Denn im Grunde wird so jeder Track am Ende eines Punkalbums bezeichnet, wenn sich die Band an einem Akustiktrack versucht. Das hat aber recht oft überhaupt nichts mit Punkrock zu tun, was aber auch nicht unbedingt tragisch ist. Die Kunst liegt ganz einfach darin, eine ähnliche Energie zu übermitteln, als hätte man E-Gitarren und Schlagzeug. Anti-Flag sind mit ihrer Akustikversion zu „American Attraction“ ein absolutes Paradebeispiel dafür.

Mit „Bis hier hin“ kotzen sich Fluegge über Nazis aus und ziehen ihre eigene rote Linie. Das ist textlich ganz große Klasse und auch gesanglich wird das Ganze gut herübergebracht, kraftvoll, aber nicht zu dick aufgetragen. Das Problem an „Bis hier hin“ und auch dem Nachfolgetrack „Auf dem Sprung“ dürften sehr viele Akustikgitarristen kennen. Beim Akkorde spielen kommt oftmals nicht so viel rüber wie man hineinsteckt und das fällt in den ersten beiden Tracks auf, allerdings auch nur, wenn man die EP mehrmals hintereinander hört.

„Inventar“ ist da gleich ein anderes Kaliber. Alleine das gezupfte Intro gibt dem Ganzen gleich eine ganz andere Finesse. Auch die höhertönigen Akkordwechsel gehen noch besser ins Ohr. Der Text über das Hängenbleiben im Leben ist eingängig und so fügt sich der Track zu einem absoluten Highlight auf der EP zusammen.

Auch „Voll im Trend“ macht es weiter richtig. Das Konzept Leadgitarre und Rhythmusgitarre geht hier voll auf und reißt einen sofort mit. Und auch hier passt einfach alles zusammen: Instrumentals, Gesang und der Text über eine übersättige, von Trends gesteuerte Generation. Und dann kommt auch schon „Starr wie Eis“. Fluegge stimmen in ihrem letzten Track sehr nachdenkliche Töne an und lassen den Hörer dann auch sehr nachdenklich zurück und runden ihre Debüt-EP gekonnt ab.

Mit „Stummes Echo“ setzen Fluegge ein kleines Zeichen, denn sie erweitern den Punk um eine Komponente. Der Weg dahin ist zwar noch etwas holprig, doch diese EP ist der Schritt in die richtige Richtung und so sind Fluegge ein spannender Newcomer, den man sich vormerken sollte.

Fazit

6.9
Wertung

Der Start in die EP ist instrumental sehr holprig, aber gesanglich und textlich einfach top, genau wie der Rest der EP. Ein guter Start für das Duo.

Moritz Zelkowicz