Feuerschwanz und "Das elfte Gebot": Ernste Mittelalter-Party

Feuerschwanz kennt man in der Mittelalter-Folk-Rock-Metal-Szene als eine Band, die spaßige, selten ernste Themen aufgreift und gut zum Feiern geeignet ist. Mit „Das elfte Gebot“ wagt sich die Band in ernstere Sphären vor, behält aber ihren Signature-Sound bei und legt Cover bekannter Songs dazu.

Das Album ist eine Mischung der Extraklasse. Eine Mischung aus auf der einen Seite den für Feuerschwanz typischen Spaß-Songs, die mit Met meistens das Lieblingsgetränk der Band betreffen oder andere Themen des Mittelalters aufgreifen. Auf der anderen Seite stehen ernste, höchst aktuelle Texte im Gewand von mittelalterlicher Songs.

Die Songs ersterer Kategorie machen auch wirklich Spaß. Gerade ohne Festivalsommer tun sie daher irgendwie weh, weil sie perfekt das Gefühl vermitteln, nachmittags auf so einer Festivalshow mal eine Abwechslung vom restlichen ernsteren Metal zu bekommen. Aber sie bringen dieses Gefühl eben auch ins heimische Wohnzimmer – und das ist ein (wenn auch kleiner) Trost, um diesen Sommer ohne Moshpit zu überleben.

Musikalisch auffällig durch anheizende Schnelligkeit und textlich durch sehr flache Wortwitze ist „Metfest“. Hier steht die Wortschöpfung „Metfest“ einmal für das Fest, auf dem Honigwein ausgeschenkt wird, die andere Bedeutung kommt in der Zeile „Drum haltet besser euren Met fest“ rüber. „Metfest“ und der ohrwurmlastige, starke erste Track „Meister der Minne“ bieten einen Einstieg ins Album, der an den bisherigen Erfolg von Feuerschwanz anknüpft und ähnlich wenig ernst gemeint ist.

Doch direkt im Anschluss mit dem titelgebenden Song „Das elfte Gebot“ wird die Richtung, in die die Band will, deutlich. Das elfte Gebot „gebietet zu leben, als wartet morgen der Tod.“ Es vereint die Lebensmottos einer ganzen Generation, von "Carpe Diem" bis "YOLO", und tastet sich vor in ernstere Themengebiete.

Besonders direkt wird das angesprochen in „Im Bauch des Wals“, ein für Feuerschwanz sehr langsamer, fast traurig wirkender Song gegen die Vermüllung unserer Umwelt und das Sterben der Natur. „Ein Feind, der unsichtbar und heimlich von innen dich verzehrt“ oder „der Menschen Werk bringt dich zu Fall“ sind Textzeilen, die zur Grundstimmung des Songs beitragen. Klanglich bewegt er sich zur Schwere von Subway To Sally, deren Drummer auch der Produzent von Feuerschwanz ist.

Neben den ernsteren Songs und den typischeren Tracks finden sich auf dem Album noch ganze sieben Songs anderer Bands, denen Feuerschwanz als Cover den eigenen Stempel aufgedrückt hat. Dabei sind Songs von Powerwolf und Sabaton, die fast zeigen, warum das ganze Album etwas mehr nach Powermetal klingt als ältere Alben. Aber auch die Genregrenzen sprengen Feuerschwanz mit Tracks von Seeed, Ed Sheeran oder den Toten Hosen. Und die Cover sind nicht nur technisch gut gemacht, sie sind auch gerade bei den ursprünglich gegensätzlichen Genres das Reinhören wert!

Fazit

7.8
Wertung

Feuerschwanz vereinen die Mittelalter-Party mit ernsten Texten. Sie schaffen den schmalen Grat zwischen Fanbindung und Vortasten in neue Bereiche. Auch die Cover ergänzen das Album zum Guten. Ich hätte nie gedacht, dass mir diese Version von Seeeds „Ding“ bislang in meinem Leben gefehlt hat.

Jannika Hoberg