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Emil Bulls und „Mixtape“: Auf die Art und Weise kommt es an

Mit „Mixtape“ veröffentlichen die Alternative-Metaller Emil Bulls aus München ein Coveralbum ausschließlich mit bekannten Titeln aus den 80er-Jahren bis heute. Hierbei traut sich die Band endlich mal von ausgelutschten Standard-Coversongs weg und wagt sich auch an eher ungewöhnliche Titel heran.

Dass eine Band ein Coveralbum veröffentlicht, ist längst nichts ungewöhnliches mehr. Erst im Januar griffen Callejon mit dieser Idee ziemlich tief ins Klo, nachdem der erste Versuch „Man spricht Deutsch“ noch halbwegs gut gegangen war. Callejon dienen hier aber nur als Beispiel. In der Liste der Bands, die sich in der Musikgeschichte an diese Idee herangetraut haben, sind sie lediglich ein kleines Licht und ein Beispiel von vielen. Nun gehen Emil Bulls den gleichen Weg, mit dem Unterschied, dass man das Album unter kein festes Motto stellt. Der einzige Wahlspruch: Songs covern, auf die sie einfach Bock hatten.

Die Risiken dieses Unterfangens sind vielseitig. Es kommt auf die Songauswahl, die Präsentation und letztendlich auch auf die Art und Weise der Umsetzung an. Da ist die Argumentation mit dem einfach mal Bock haben doch viel sympathischer als zum Beispiel auf Biegen und Brechen eine Sammlung von gecoverten Hip-Hop-Stücken mit Musikvideos in weiten Klamotten und Baseballschlägern in der Hand zu inszenieren. Emil Bulls bedienen sich an einem bunten Strauß von Titeln, die jeder Hörer bereits freiwillig oder unfreiwillig mehrfach in seinem Leben gehört hat beziehungsweise hören musste. Mit ganz unbekannten Songs lässt sich nun mal auch nicht punkten. Die ausgewählten Stücke werden in das Alternative-Metal-Gewand und den typischen Sound der Band gepackt und darin den Fans der Band serviert und zugänglich gemacht.

Bei der Auswahl der Titel darf man sich zu Recht auch mal wundern, im positiven sowie im negativen Sinne. Da sind zum einen Songs, die auch ein Cover einer ambitionierten Metalband einfach nicht retten kann, egal wie viel Mühe sich diese gibt. „Jungle Drum“ von Emilíana Torrini dient da als das Beispiel schlechthin. „Grenade“ kennt man ebenfalls bereits von zahlreichen Samplern á la „Punk Goes Pop“ Volume irgendwas. Welches Bandmitglied von Emil Bulls diese Ideen hatte und vor Allem, wie derjenige auf diese gekommen ist, bleibt besser ein Geheimnis.

Highlights auf „Mixtape“ sind die Tracks, mit denen man eigentlich vorher nicht gerechnet hat. „Mr. Brightside“ von The Killers geht in der Interpretation der Münchener total auf, „Rebel Yell“ von Billy Idol treibt die Hörerschaft durch ruhige, mystische Strophen, wie man sie aus den frühen Zeiten der Bandgeschichte kennt. Mit „The Hills“ von The Weeknd und „Kids“ von MGMT traut sich die Band auch an im Vergleich zum Rest der Songauswahl recht aktuelle Stücke heran. Vor Allem diese Titel sind es, bei denen man sich schneller beim lautstarken Mitsingen erwischt, als man es beim Hören von „Jungle Drum“ jemals hätte ahnen können. Den Höhepunkt der Coverplatte stellt „Jesus He Knows Me“ von Genesis dar. Im Original schon ein Kunstwerk für sich, hauchen Emil Bulls dem Klassiker mit Metal-Beat und drückenden Gitarren komplett neues Leben ein.

Fazit

6
Wertung

„Mixtape“ sollte man genauso sehen, wie Emil Bulls es meinen: Aus Spaß an der Musik, einfach mal so. Geht man das Album auf diese Weise an, bringt es einem selbst beim Hören bis auf die ein bis zwei genannten Ausnahmen denselben Spaß. Und „Jesus He Knows Me“, Halleluja, welch ein wunderschönes Cover!

Mark Schneider
6.8
Wertung

"Mixtape" ist ein solides Bulls-Album und ein solides Cover Album. Gerade völlig unerwartete Tracks wie "Jungle Drum" und die vokalen Metal-Trommeln, die Christ von Freydorf da abliefert, machen Spaß. Und in Puncto Hip-Hop-Songs können sich Callejon bei der "River"-Version von Emil Bulls locker drei, vier Scheiben abschneiden.

Merten Mederacke