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Earth Moves – The Truth In Our Bodies

Es beginnt ganz unscheinbar: Nur ein paar leicht angeschlagene Gitarrenakkorde, die sich im Hall des Raums verlieren, leiten das Debutalbum der Briten Earth Moves ein.

Andächtig entführt uns die Band in eine Klangwelt, die von Minimalismus geprägt ist und sich so auf die wesentlichen Dinge konzentriert. Gefangen im Zyklus repetitiver Harmonien baut sich die Atmosphäre langsam auf, bis die Spannung sich schließlich in den ersten musikalischen Gewaltausbruch entlädt. Die verzweifelten Schreie von Sänger Jordan Hill gehen im lodernden Feuer der Instrumente beinahe unter und verstärken so das Gefühl einer dramatischen Szene, die trotz ihrer Lautstärke das System von harmonischer Monotonie nicht verlassen kann. Erdrückend, gefühl- und effektvoll. Ein Bild, das den gesamten Sound von „The Truth In Our Bodies“ prägt.

Bezeichnend für die musikalische Philosophie des Quartetts aus Brighton sind schon die nackten Zahlen der Platte: Inklusive des Intros beinhaltet das Album gerade mal sechs Songs, die sich zusammen aber über eine Spielzeit von knapp 38 Minuten erstrecken. Earth Moves nehmen sich Zeit für die Entwicklung ihrer Songs. Ein Werk muss nicht zwangsläufig auf eine Radio-Spielzeit von dreieinhalb Minuten gepresst werden. Wenn ein Stück zehn Minuten zur Entfaltung benötigt, bekommt es diese auch. Die Band beruft sich dabei immer wieder auf simple Melodien, die langsam aber bestimmt eine packende Stimmung aufbauen. Königlich wird es dann, wenn Earth Moves ihr Post-Hardcore-Monster schließlich von der Leine lassen: Wenn Drummer Gary Marsden schließlich seine ganze Wut in sein Schlagzeug preschen kann, wenn Gitarre und Bass in schnell treibenden Rhythmen und bedrohlichen Moll-Akkorden angstvoll das Gefühl von Beklommenheit und Raserei vermitteln, wenn darüber noch heiseres Geschrei wie ein viertes Instrument in das Geschehen eingreift, erreicht die Band eine emotionale Ebene, die einem wie ein kalter Regenschauer eiskalt den Rücken hinunter läuft.

Mit ihrer ersten Platte ist Earth Moves ein atmosphärisch unheimlich packendes Werk gelungen. Das Kontrastieren von verträumt lodernden Gitarren-Parts mit der geballten Kraft der ganzen Band entfaltet sich als Stilmittel über die gesamte Länge des Longplayers und erzeugt ein erdrückendes Bild von Trauer, Angst und Verlorenheit. Ein progressives Kunstwerk einer jungen Band, deren Entwicklung man mit gespanntem Auge verfolgen sollte.