Eagle-Eye Cherry und „Streets Of You“: Hatten wir schonmal

Und da wäre es wieder mal, das klassische One-Hit-Wonder! Mit „Save Tonight“ hat Eagle-Eye Cherry dereinst die Erwartungen gesprengt und holte 1997 in Großbritanien sogar Platin. Der Rest des Albums blieb beinahe komplett unerwähnt, vollkommen zu Unrecht. Etwas, was man „Streets Of You“ nur wünschen kann.

Wer am Lagerfeuer saß und mit Gitarre und Gesang Mädchen beeindrucken wollte, der kam um Eagle-Eye Cherry gar nicht herum. Und nicht nur, weil „Save Tonight“ anscheinend auch beim tausendsten Mal irgendjemandem berührt, sondern auch, weil der Song absolut einfach zu spielen ist.

Seit dieser Single sind 21 Jahre und einige wenig beachtete Alben vergangen, die Popkultur hat sich weiterentwickelt. Der gebürtige Schwede versucht mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, doch „Streets Of You“ kommt einfach zu spät. Das Album wäre vor zehn Jahren höchstwahrscheinlich eine absolute Sensation gewesen. Heute wirken Eagle-Eye Cherrys Kreationen einfach nur verstaubt und uninspiriert. Seine markante, ein klein wenig feminine Stimme klingt heute sehr stark nach Yussuf Islam alias Cat Stevens. Ihm das vorzuwerfen ist unfair, doch auffallen tut es doch allemal. Aber im Grunde ist dieses Album nicht mehr als ein Querschnitt der größeren Singer/Songwriter der letzten Jahre. Genauer: eine Mischung aus James Blunt, Jake Bugg, Jamie Lawson, naja, und irgendwie eben Yussuf Islam.

Angefangen mit dem Titeltrack „Streets Of You“. Gedämpfte Gitarrenakkorde, im Hintergrund klimpert immer wieder ein Klavier, ein Beat aus Bass und gerne auch Klatschen untermalt dann den weiteren Track. Das Ganze kommt in einem beschwingten Tempo und auch einer solchen Stimmung daher. Romantischer oder zumindest emotionaler Text dazu, fertig ist nicht nur „Streets Of You“, sondern auch „Come What May“, „Best Of Us“ und „While Away“. Dazu gibt es dann auch noch die etwas rockigeren Varianten dieser Songs, wie in „Drunk And Sublime“ oder „Mother Never Told“. Damit ist die halbe Tracklist schon durch. Ein jeder Song ist austauschbar und verwandelt sich im Gesamtkontext in weiches Rauschen. Das kennt man nicht nur, man kennt es sogar deutlich besser. Die andere Hälfte des Albums widmet sich dann ruhigeren Fahrwassern. Ein beinahe unentdecktes Highlight auf Eagle-Eye Lanoo Cherrys (das ist tatsächlich sein richtiger Name) Debütalbum „Desireless“ war das sehr Ruhige „Conversation“. Der Track hat Emotionen herüber gebracht, die auch echt wirkten, in Songs wie „We Ain't Dead“ oder „You“ wirkt es gezwungen und aufgesetzt, Stimmung kommt da wirklich nicht auf.

Einen echten Lichtblick gibt es allerdings. „Rise Above“ mit seinem Blues-Rock in Richtung von Becks „Loser“ klingt schon mal sehr interessant. Allerdings wirkt er besonders was Rhythmus und Gesang angeht sehr unsicher. Immerhin kann man auf diesem Track aufbauen. Könnte man, wenn der Rest nicht auf Dauer so ermüden würde.

Nicht falsch verstehen: Dieses Album ist musikalisch gesehen kein kompletter Reinfall. Grundsätzlich ist es musikalisch sogar akzeptabel. Aber es ist die Form Album, die gerade kein Mensch braucht. Uninspiriert, aufgewärmt. Sound, den es schon haufenweise gibt. Nur in besser, ausgereifter und raffinierter.

Fazit

4.1
Wertung

Zunächst muss ich ein für viele verstörendes Outing vollziehen: Ich bin ein großer James Blunt Fan. Umso merkwürdiger ist es „Streets Of You“ zu hören, da es lauter Songs beherbergt, die auch von Blunt hätten stammen können. Bezeichnend, dass sie aus seiner Feder mit absoluter Sicherheit interessanter und romantischer geklungen hätten. Von Eagle-Eye langweilen sie einfach nur.

Moritz Zelkowicz