DxBxSx und „Der Download“/„Die CD“/„Die Platte“: Ton Steine Stoner

DxBxSx sind, wie man schon an den vom Medium abhängigen Albumtitel erkennen kann, Freunde der einfachen und direkten Worte ohne viel Drumherum. Sie gehen mit ihren Riffs ins Ohr und bleiben mit ihren Texten im Kopf.

Mit dem neuen Album von DxBxSx erscheint ein musikalisches Wechselbad aus klassischem Deutschpunk, Rock'n'Roll und Indie/Stoner-Einflüssen. Die Band erinnert in manchen Songs an Molotow Soda, in anderen an eine ungeschliffenere Dritte Wahl und dann wiederum an die oft zitierten Ton Steine Scherben. Inhaltlich geht es von eher weit gefassten Liedern, wie zum Beispiel "Das Alles" zu sehr speziellen Thematiken wie z.B. "DxBxSx", was in diesem Lied nicht etwa für eine der vielen Bedeutungen des Bandnamens steht, sondern für "Deutsche Bahn Schwachmaten".

Die Texte wirken oftmals diffus, statt klaren Statements nutzt die Band ein dadaistisches Begriffs-Cluster: "Käffchen, Bierchen, Blättchen lang/Fressen, Schlafen, Glotze an/Fahrschein, Netflix, Deutsche Bahn/Bevor ich mir nen neuen Job einfang/Tedi Nahkauf, nach Hause gehen wir nicht", was jedoch der formulierten Kritik gerade gut tut. Direkt und ins Angesicht der verhassten Gesellschaft.

In jedem Song lässt die Band ihre Wut über einen neuen Missstand raus. In "Das passiert" regen sich DxBxSx beispielsweise über West-Ost-Konflikte und die daraus entstandene Mauer in den Köpfen auf: "Der Osten profitiert/Westprobleme werden ignoriert/Eigentlich ist nix passiert/Nur Freund und Feind reproduziert". In "Der Qualm" hingegen wird die Ignoranz einiger Menschen gegenüber der Umweltproblematik eingefangen: "Es ist nicht zu viel Burgerfett, auch nicht ungeschützter Sex/Es liegt auch nicht am Billiglohn, ihr sterbt an Stickstoffemission". In "Der Inpit" übt die Band schroffe Kritik an Massenmedien und der Belanglosigkeit der Boulevardpresse: "Doktor, Doktor, ich will nicht wissen, wo Brad und Angelina sitzen/Auch nicht was sie essen, kaufen, durch welche Straße sie grad laufen".

Natürlich darf auch eine Kritik am "bürgerlichen" Rechtsruck der Gesellschaft nicht fehlen, was die Band in "Der Typ" gut zum Ausdruck bringt: "Du glaubst du bist was Besseres/Weder linker Spinner, noch Faschist/ Du bist besorgt, deine Gedanken sind braun, du bist nicht mein Typ".

"Der Kompromiss" der Subkultur geht den Drei Berliner Strolchen auch ganz schön auf "Die Nerven". Gegen die Kompromissbereitschaft des Punks, gegen die Redurzierbartkeit auf das Aussehen, gegen eine Verwässerung der Ideale zugunsten der Umsetzbarkeit: Punk sollte aggressiv konfrontieren, provozieren und sich auflehnen können und nicht von "Mainstream-Studierenden" als Modeerscheinung genutzt werden. Inhaltlich also viel Aufstand gegen allgemeine oder spezielle Probleme der heutigen Zeit. Ton Steine Scherben im Jahr 2019. Gerade „Der Schwur“ erinnert auch musikalisch sehr an das Bandidol.

Generell hat die Band einen hohen musikalischen Wiedererkennungswert, trotz abwechslungsreicher Elemente von verschiedenen Genres: so ist „Der Qualm“ ein typischer Deutschpunk-Song mit kratzigen, dreckigen Zwischenrufen und schnellem Rhythmus, während „Die Nerven“ oder „Die Wende“ durch ihre immer wiederkehrenden Gitarrenmelodien daran erinnern, dass DxBxSx als Stonerrock-Band angefangen haben.

Fazit

8.5
Wertung

DxBxSx haben mich nach erstmaligem Hören von sich überzeugt, die Abwechslung mit den rockigen Gitarren hebt sich von typischen Drei-Akkord-Punk-Songs ab und die Texte sprechen einige Probleme an, über die man sich auch persönlich gerne mal aufregt. Es ist und bleibt wichtig, dass Musiker ihre Stimme nutzen.

Meret Stursberg