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Die P und "3,14": Goldene Zeiten

Die P macht wenig Neues, dafür aber alles gut. Ihr Debütalbum "3,14" ist Retro im besten Sinne des Wortes und die lang ersehnte Antwort auf die Frage, wie wohl das deutsche Äquivalent zu Salt'n'Pepa geklungen hätte.

Dass es auch noch im Jahr 2021 möglich ist, ein BoomBap-Album zu machen, das weder verstaubt noch altbacken ist, beweist die Bonner Rapperin Die P. Ihr Debüt "3,14" versprüht derart selbstsicher den Charme einer 90er-Jahre-Golden-Era-Platte, man könnte glatt vergessen, dass es diese Ära in Deutschland eigentlich nie gab. 

Die P ist geradlinig in jeder Hinsicht. Die Themen des Albums: Mein Block, meine Fam, mein Hustle, meine Skills. Die von DeeJay Stean, Big Roo, Raz-One und TVL produzierten Instrumentals knistern warm und brav auf 90bpm und riechen dabei ungemein angenehm nach Nas' "Illmatic". Soweit, so bekannt, so klischeebehaftet. Doch verleiten die Beats nicht nur zum Kopfnicken, sie erzwingen es geradezu - und noch ehe man es sich versieht, schaut man aus der Wäsche wie ein Wackeldackel aus der Heckscheibe eines Opel Corsa, der über Kopfsteinpflaster brettert. Die Ps Flows klinken sich mit der Präzision und Klasse einer Schweizer Zahnradbahn ein und ab geht's, immer höher und höher hinaus, ohne Ruckeln, ohne Pause. Selten war das Debüt einer deutschen Rapperin so tight und stimmig wie das von Die P. Die erste Veröffentlichung des frisch gegründeten 365XX-Labels macht Hoffnung auf mehr. 

Fazit

7.7
Wertung

Keine Features, kaum Effekte, keine ironisch gebrochenen Texte oder sinnlos komplexe Reimketten, einfach nur Kickdrums und Snares und ein alles überrollender Flow. Einfach dope.  

Felix ten Thoren