Reviews

The Damned und "Darkadelic": Stilsicher durch dunkle Sphären

Fast fünf Jahrzehnte nachdem The Damned der Punkrevolution den Weg öffnete, kommt nun mit „Darkadelic“ ein neues Album. Zwischen Dunkelheit und Psychedelic angesiedelt, mit Genres spielend, eröffnet sich eine musikalische Welt, die öfter bereist werden muss, um sie in ihrer ganzen Schönheit zu erfassen.

Seit fast fünf Jahrzehnten spielen The Damned ihren Stil von Musik. Bereits am Ende der Punk-Ära suchte sich die Londoner Band ihre Nische im Goth und Psychedelic Rock. Auf ihrem zwölften Studioalbum „Darkadelic“ bleiben sich die Musiker um die Gründungsmitglieder David Vanian und Captain Sensible musikalisch treu, steigern sich stilistisch sogar noch gegenüber dem Vorgänger „Evil Spirits“.

Die Mischung aus Alternative Rock, Psychedelic, Garage Rock, Goth Rock und Punk verleiht den Songs eine ganz eigene Dynamik, gerade wenn der Wechsel zwischen den Genres innerhalb der einzelnen Songs stattfindet.  

Die Gitarre ist generell sehr stark, teilweise eher rockig als punkig. Sie tritt aber immer wieder in den Hintergrund, um Trompete und Keyboard Raum zu geben, wie dies bei „Western Promise“ oder „Wake The Dead“ geschieht. Die Keyboards von Monty Oxymoron bewegen sich zwischen psychedelischer Kirmesorgel wie im Opener „The Invisible Man“ und einem Sound ähnlich einer Hammondorgel im Song „From Your Lips“. Paul Gray am Bass und William Granville-Taylor an den Drums begleiten und steuern die Songs gekonnt durch die verschiedenen Sphären der Songs.

David Vanians Bariton verleiht den Songs die nötige Kraft und stilistische Färbung. Bei den schnelleren Nummern scheint er um die Vorherrschaft zu kämpfen, wie im Opener, nur um bei „Bad Weather Girl“ trotz punkigem Sound das Gefühl von hymnischem Rock zu hinterlassen.

Die weiteren Songs des Albums bieten eine ähnliche musikalische Vielfalt. Das Songwriting siedelt das neue Album der Briten wieder in dem im Goth Rock typischen dunklen Grau an: Geister rasseln mit Ketten, der Tod trennt Liebende oder Stürme verkünden das Ende der Welt. Aber wie beispielsweise „Motorcycle Man“ zeigt, geht es auch lebensbejahend. Politisch wird mit der britischen Regierung in „Beware Of The Clown“ abgerechnet. 

Interessant wird teilweise der Gegensatz zwischen Text und Sound, der in „Leader Of The Gang“ deutlich wird: Ein Abgesang auf eine Band (hoffentlich nicht The Damned), begleitet durch positiven, rockigen Punk, der schon beschämend eingängig ist.

Am Ende hebt der Song „Roderick“ das Album noch einmal in „darkadelische“ Sphären mit Hall und einem Begleitchor, der direkt der Camina Burana entsprungen sein könnte.

Fazit

7.2
Wertung

Das Album entfaltete seine ganze Wirkung bei mir erst nach mehrmaligem Hören, hinterließ dann aber nachhaltigen Eindruck. Mensch mag „Darkadelic“ als Alterswerk bezeichnen, aber um so gekonnt einen gelungenen Stilmix zu kreieren, bedarf es dieser Erfahrung aus fast fünfzig Jahren. Und die spielen The Damned gekonnt aus.

Frank Diedrichs
7.1
Wertung

Ich hatte keine großen Erwartungen an die Platte und wurde positiv überrascht. The Damned schaffen es sich abermals neu zu erfinden. Als Hörer erhält man eine bunte Tüte aus (Rock-)Subgenres, was die Songs sehr interessant macht. Die Band kann nach über 47 Jahren auf jeden Fall noch überzeugen. 

Lena-Marie Buchner