Aus diesem recht ehrlichen Anfang entwickelt sich der Stil allerdings in eine gänzlich andere Richtung. Die High-Hat-Lines sind wieder da, diese unterlegen den leicht dissonanten Leit-Beat. Mit Worten malen Casper und Marteria in „Willkommen in der Vorstadt“ dann ein sehr dunkles und düsteres Bild mit Worten von der Vorstadt. Allerdings ist das alles im Endeffekt gar nicht so düster und gefährlich wie es klingt. Denn beschrieben wird eigentlich nur das Leben von vielen Jugendlichen in Orten, die keine Clubs oder Bars haben, wo man sich eben an den Orten trifft, die so da sind, wenn man sich zum Trinken nicht zu Hause treffen will. Abgesehen von ein paar gestreuten Phrasen wie „Niemand hört dich schreien!“ klingt der Song ein wenig nach heißer Luft. Eines muss man Casper und Marteria aber lassen, ihr Gespür für Stimmung ist einfach sehr gut. Denn mit dem Beat und dem Flow der beiden entsteht eine sehr drückende und düstere Stimmung.
Es zeigt sich, dass man sich nicht wirklich sicher war, in welche Richtung das Album gehen sollte. Und so hat man einen recht eleganten Zwischenweg gefunden: einfach von allem ein bisschen. Der beschwingte, auch für eine breitere Masse kompatible Einstieg mit „1982“ und „Champion Sound“. Dann die intensiveren, manch einer möchte sagen „Assi-Rap“-Tracks, wie „Willkommen in der Vorstadt“ oder „Adrenalin“. Die sehr ansprechende Symbiose aus diesen beiden Kategorien ist dann „Supernova“. Mit „Chardonnay und Purple Haze“ zwängt sich noch ein kleiner Audio gewordener Kiffertrip mit auf die Platte. „Denk an dich“ und „Absturz“ gehen dann am ehesten in die Richtung deeper Tracks, was passend ist, denn Casper ist und bleibt der ungekrönte König solcher Songs und der romantischer Rap-Texte.
Den Abschluss bestreiten die beiden mit „2018 (Gratulation)“, der wie ein dezent erhobener Mittelfinger an alle Zweifler und Nörgler funktioniert. Nicht unbedingt ein Track über den Weg nach oben, sondern eher über das Ankommen. Und irgendwie schaffen es die beiden hier, nicht nervig arrogant und hochnäsig zu klingen. Mit dem entspannten Beat ist das hier der würdige Abschluss von „1982“.
Es gab definitiv schon ausgewogenere Alben als dieses, trotzdem machen Casper und Marteria hier so viel mehr besser als schlecht. Wenn sich zwei individuell hervorragende Musiker zusammentun, dann heißt das nicht zwangsläufig, dass sie auch ihre Stärken präsentieren, doch diese beiden haben es richtig gemacht. Und so schafft es „1982“, sich mit seiner extravaganten Tracklist abzuheben und zu etwas Größerem zu werden.