Betontod und "Pace Per Sempre": Un Altro Degno Successore

Wo ist die Zeit nur geblieben? Gute drei Jahre nach dem pinken Vorgänger "Vamos" bringen Betontod die Albumcover gewordene Regenbogenflagge auf den Markt. "Pace Per Sempre" - "Frieden für immer" heißt das gute Stück. Aber was steckt drin im Regenbogenkleid?
Betontod Pace Per Sempre

Die offensichtlichste Antwort auf die Ausgangsfrage zum Inhalt dieses Albums: eine ganze Menge Statements! Die Regenbogenflagge ist längst Symbol einer Einstellung geworden und ziert, nur mit dem winzigen Bandnamen in der Ecke versehen, das gesamte Cover des Albums. Doch auch inhaltlich haben Betontod nach wie vor eine ganze Menge zu verkünden und werden nicht satt davon, das auch lauthals in die Welt zu schreien. Dabei sind die Themen keineswegs neu, aber nach wie vor aktuell. Das fängt schon beim Opener "Regenbogen" an, welcher namentlich vorzüglich zum Cover passt und fast schon untypisch ohne Intro ansetzt. Das grobe Oberthema Straßenkampf, Revolte und das von der Band gewohnte Dogma "Dagegen stehen" zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten Alben der Gruppe, sei es in "Für die Freiheit" auf den zuletzt veröffentlichten "B-Seiten" oder im Titeltrack des gleichnamigen Albums "Revolution". Es geht auch hier um Wasserwerfer, Bengalos und zwei sich gegenüber stehenden Seiten. Wir hier unten gegen die da oben, Auge in Auge. Wie bereits erwähnt ist das keineswegs neu, lässt die vermittelte Stimmung aber genauso wie die angesprochenen Titel aus der Vergangenheit immer wieder aufkommen.

"Hals-Maul-Arsch-Gesicht" als zweiter Track und eigentlich harmlose Aufzählung verschiedener Körperteile klingt nicht nur zufällig wie eine Beleidigung, sondern will bewusst die Keule schwingen und den Standpunkt von Betontod vertreten: "Ich kann die Scheiße nicht mehr hören, denn ich weiß wohin das führt. Das haben wir alles doch schon mal gesehen." Der "Traum von einem neuen Reich" und das Benehmen der besungenen Menschen im Bundestag macht das Rätsel, um wen es sich hier dreht, zu keinem besonders schweren.

Auch wenn es unglaublich leicht gemacht klingen mag, machen Betontod auf insgesamt circa 35 Minuten so ziemlich genau dasselbe, was sie immer machen. In unserer Redaktion wurde der Vorgänger zu "Pace Per Sempre" als würdiger Nachfolger seines damaligen Vorgängers eingestuft. Betontod führen diese Reihe der weiterhin würdigen Nachfolger auch im Jahr 2021 konsequent fort. Waren es auf "Vamos" Titel über Boxer, den viel besungenen Alkohol oder Freundschaft, dreht es sich nun um Jogginghosen (forever!), nackte Kaiser oder den nostalgischen Blick zurück ("Retro"), den man auch bei Betontod schon das eine oder andere Mal gewagt hat. Immerhin hat man in etwa drei Jahrzehnten schon einiges erleben dürfen und lächelt das mit einem "Wir werden nicht älter, wir werden Retro!" gekonnt weg. Es gibt also wieder viel zu entdecken auf "Pace Per Sempre" und das klingt einfach alles nach wie vor nach Betontod. Und auch wenn viele zurecht einen Unterschied zwischen beispielhaft den krachenden Hymnen vom Album "Schwarzes Blut" und den jüngeren Alben sehen und vor allem hören, hat die Band noch lange nicht den Bezug zum Punkrock verloren und zieht ihr Ding gnadenlos durch.

Doch auch "Pace Per Sempre" hat sie, die Hymnen und Highlights, welche hoffentlich den Sprung in die Setlists der Truppe schaffen werden. Da gesellt sich zu den eben genannten zum Beispiel "Pech&Schwefel". Auf den ersten Blick und spätestens nach dem "Bonnie und Clyde"-Vergleich zu Beginn ein klischeehafter Liebessong, weiß er doch durch einen fühlbaren Refrain über Unperfektion zu gefallen. Ähnlich verhält es sich mit "Bist du da", der sogar ein wenig aufs Tempo drückt und einen DER Ohrwürmer des Albums liefert. Inhaltlich dreht es sich um eine vermisste Person aus der Vergangenheit, ein weiterer Titel der einem in Erinnerung an geliebte Menschen schwelgend ein dickes Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Es lag schon immer im großen Können von Betontod vor allem Refrains zu komponieren, die live funktionieren und von vielen Menschen problemlos mitgegröhlt werden können. Das mag manchen der "Knüppelpunk"-Verfechter ein Dorn im Auge sein, sorgt aber regelmäßig für mächtige Partys auf den Konzerten der Band. Und da Betontod bekanntlich gerne feiern, sei Ihnen das zu 100% gegönnt.

Fazit

6.8
Wertung

Betontod machen genauso weiter wie bisher. Nichts Neues, kaum Überraschungen, aber für alle, die damit schon zuvor gut gefahren sind solides und frisches Futter für die Playlists. Unter dem Strich keine spürbare Verbesserung, aber erst recht keine Verschlechterung zum ebenso starken Vorgänger.

Mark Schneider