Bad Suns und „Mystic Truth“: Zwischen Tradition und Moderne

Die Mitglieder der Bad Suns befinden sich erst in ihren späten Zwanzigern und werfen mit „Mystic Truth“ bereits ihr viertes Studioalbum auf den Markt. Musikalisch orientiert sich die Band am Alternative-Rock der Achtziger-Jahre. „Mystic Truth“ hat dennoch etwas Frisches, Zeitgemäßes.

Ihre erste EP und das erste „richtige“ Album platzierten die Amerikaner auf Platz 41 beziehungsweise Platz 24 der US-Charts, bevor das dritte Werk „Dissapear Here“ diesen Ansprüchen nicht mehr gerecht wurde und es im Oktober 2016 nicht weiter brachte als zu Platz 109. „Mystic Truth“ soll an die Anfangserfolge anknüpfen und die Band im wahrsten Sinne des Wortes zurück nach oben bringen.

Startet man „Mystic Truth“ das erste Mal, wird man vom Opener „Away We Go“ recht gut auf die Musik der Gruppe eingestellt. Der Sound klingt mit Absicht ein bisschen altmodisch, das Intro und weitere Teile des Titels werden von Keyboardklängen unterlegt. Dieses Element wird uns im Verlauf der Platte weiter begleiten, während Bad Suns vor allem angenehme Wohlfühlsongs präsentieren. Mit den ersten gesungenen Worten von Sänger Christo ist unweigerlich klar, dass dieser die für sich und seine Stimme perfekte Musikrichtung gefunden hat. Während die Songs den angesprochenen altmodischen Touch innehaben, präsentiert sich Christos Gesang mit einer gesunden modernen Note. Stellt man sich diese Musik in der auf dem Cover des Albums präsentierten Umgebung vor, welches eine Schwarzweißfotografie der Bandmitglieder in feinem Zwirn ziert, mit schwarzem Schuhwerk und einem Boden in Schachbrettoptik, dann passt das ganze dort schon ziemlich gut rein. Auch wenn der musikalische Vergleich hier nicht gezogen werden kann, erinnert die Band optisch ein bisschen an die Beatles. Man schafft ein altmodisches Auftreten und unterlegt dieses mit altmodisch anmutender Musik mit modernen Elementen – ein Konzept, das aufgeht.

Dabei belassen es Bad Suns aber nicht. Denn es gibt mehr auf „Mystic Truth“ als eine augen- und ohrenscheinliche Reise zurück in die Achtziger. Es gibt Titel wie „A Miracle, A Mile Away“ oder „Howling At The Sun“, die in der heutigen Pop- und Radiolandschaft kaum auffallen würden. Auch wenn es kein Geheimnis ist, dass es diese Bands nie in die deutschen Radios schaffen werden, kann man sich durchaus vorstellen, wie Millionen Menschen auf unseren Autobahnen, in den Büros oder wo auch immer das Radio läuft, die Melodien der Bad Suns vor sich hin summen. Hier brechen auch Elemente des Pop durch, die die Band tauglich für die breite Masse machen. Schade, dass es dazu nicht kommen wird. Bad Suns hätten das Zeug dazu.

Egal in welche Richtung ein Track auf diesem Album geht, eines muss man den Amerikanern lassen: Die Band schafft es, eingängige Songs am Fließband zu produzieren. Nahezu jeder Titel hat das Zeug zu einem hartnäckigen Ohrwurm oder bietet das Potential, auch einfach mal die Seele baumeln zu lassen. „Hold Your Fire“ als vorab bereits öffentlich präsentierter Titel ist dafür ein super Beispiel. Nach dessen ruhiger, unauffälliger Strophe singt man den Refrain bereits lautstark mit. Bad Suns halten die Balance zwischen klassisch und modern und sprechen durch einen Hauch von Pop mit Sicherheit eine breite Masse an Hörerinnen und Hörern an. Die Band wirkt belebend, bringt angenehme Abwechslung mit sich und hat es verdient, gehört zu werden. Denn einen Nebeneffekt hat die Musik der Bad Suns zweifelsfrei: Man kann einfach mal den Kopf abschalten und sich mitnehmen lassen. Mitnehmen auf eine Reise in die musikalische Atmosphäre der Vergangenheit, aus der einen der Sound der Amerikaner aber auch von einer Sekunde zur nächsten herausreißt, sodass man sich kurz vorkommt wie im amerikanischen Pop- oder Lokalradio. Die Gruppe kann beides.

Fazit

6.2
Wertung

Bad Suns kreieren Melodien, die mich in ihre Welt entführen. Ein Album, welches man perfekt laufen lassen kann, während man herumliegt und unter die Decke oder in den blauen Himmel starrt. Ein Album, um einfach mal über was auch immer nachzudenken, oder es eben auch nicht zu tun. Für mich hätten die Pop-Elemente etwas spärlicher ausfallen können. Der breiten Masse macht die Gruppe sich dadurch aber mit Sicherheit zugänglich.

Mark Schneider