"Alteration" von An Early Cascade nicht für jeden geeignet

An Early Cascade mit unglaublich viel Mut, aber auch mit viel Gefühl – ungewohnt trifft es hier ganz gut!

Wer nicht gerade auf eingängige, langweilige Popsongs steht, der sollte sich dringend das neue Album von An Early Cascade anhören. Als Support von Heisskalt hat die Band schon einige neue Songs präsentiert. Nun erschien am 5. Mai das neue Album „Alteration“, das sich durch einige musikalische Raffinessen auszeichnet. Besonders ist vor allem die Verschmelzung von Dramatik, Rock und Hass.

Mit „Reset“ hat man einen wunderbaren Einstieg in das Album gefunden. Der Song wird vom Schlagzeug und immer lauter werdenden Gitarren eröffnet, wonach sich die geballte Kraft aus Stimme und Instrumenten koppelt. Sofort wird man von der speziellen Stimmfarbe des Frontmanns überrannt. Hier spalten sich aber auch gleich die Meinungen. Während es für den einen eine sicherlich anstrengende Stimme ist, spüren andere jede Gefühlslage, welche sie preis gibt. „Living in Exile“ macht dabei auch gleich weiter. Mit einer guten Abwechslung zwischen laut und leise schafft es die Band, die Nähe zwischen Trauer und Wut stark zu verkörpern.

Nach diesen zwei Songs hat man schon mal eine gewisse Grundstimmung für das Album, welche aber irgendwie nicht eingehalten wird.Sowohl bei „Without You I Am Nothing“als auch bei „Desolate“ hängt die Platte ein bisschen durch. Sehr verspielte Gitarren, ein durchdringendes Schlagzeug und viele musikalische Cliffhanger tragen zu einer gedrückten Stimmung bei, welche aber nicht zu packen weiß. Und das ist irgendwie auch der Leitfaden für die nächsten Lieder. Es fehlt die Leichtigkeit beim Hören, das Album schleppt sich durch die Mitte kraftlos hindurch.
 

Zum Ende vollführen An Early Cascade aber wieder eine deutliche Steigerung. Was bei „Everything Is Alright. Nothing Is Okay“ erneut zu spüren ist, hat man bei „Asunder“ noch deutlicher, impulsiver und mitreißender. Die Energie, welche die Band nur durch ihre Natürlichkeit besitzen kann, kommt zum Vorschein. Eine gefühlvolle Stimme besingt eine leichte Melodie, während der Refrain mit kraftvollem Geschrei unterlegt ist. Gewollt, aber gekonnt, schließt „All I Need“ das Album mit einem extravaganten Sound passend ab. Eine geniale Mischung aus düsteren Gitarrenriffs und eingehender Melodie bauen das Chaos wunderbar auf. Hier trifft Wut auf Angst und harmoniert perfekt.
 

„Alteration“ ist definitiv kein Album für jedermann, was aber auch nicht zwangsläufig gewollt sein kann. Man merkt der Band an, welche Songs auch ihre eigenen Lieblingssongs sein könnten. Jeder sollte sich selbst über diese Platte ein Urteil fällen, da sie je nach eigener Stimmung immer wieder unterschiedlich aufgefasst wird. Dennoch ist das Album definitiv ein gutes Werk, welches die Stuttgarter uns mit voller Stolz präsentieren dürfen.

Fazit

7.1
Wertung

Mir fehlt die durchgehende Konstante im Album. In der Mitte zieht die Talfahrt einfach zu sehr runter, wodurch aber die ersten und letzten Songs wunderbar zum Vorschein treten. Eben Tracks wie “Living In Exile” kann ich immer wieder hören, bei anderen tue ich mich sehr schwer.  

Ole Lange
6.5
Wertung

„Alteration“ kann man musikalische Abwechslung innerhalb seines Prog-Sounds definitiv nicht absprechen. Dummerweise verliert der Longplayer dadurch völlig seinen roten Faden. Einzelne gute Tracks? Ja. Gesamtkunstwerk Album: Leider nein.

Miriam Rhein