Das Problem ist nicht in erster Linie die Existenz dieser Einflüsse, sondern schlicht die Tatsache, dass 8kids offenkundig nicht mit ihnen zurechtkommen. Jakobs Rap-Versuche wirken gestelzt, was besonders dann deutlich wird, wenn ein erfahrener Sprechsänger wie Swiss im direkten Kontrast zu seiner Performance steht. Der Drang nach Neufindung erweist sich als Vater des Gedanken, gestaltet sich im Soundgeflecht der Band aber nicht als organisch. Obendrein gilt dies sogar noch für Songs, in denen Hip-Hop kein markantes Element darstellt. Die satirische Wutbürger-Parodie in „WTF“ scheitert etwa gerade daran, dass das Trio sie nicht in ein entsprechend kontrastierendes Klanggewand setzt, sondern sie ohne mit der Wimper zu zucken in wehklagende Post-Hardcore-Gitarren transferiert, als würde gerade ein Song über den Tod der eigenen Mutter ertönen. Am solidesten klingen die Darmstädter tragischerweise dann, wenn sie sich wie im Opener so konservativ wie möglich verhalten – und dabei war doch gerade dieser bereits beim Debütalbum so klar ausformulierte Sound die tickende Zeitbombe gewesen.
Seinen finalen Niederschlag erhält „Blūten“ inmitten all dieser Ausdehnungsversuche aber dann, wenn 8kids versuchen, alte Prämissen zu maximieren. Hatte „Vis-à-vis“ auf der Vorgängerplatte als Song mit dem maximal epischsten Refrain noch ein klares Highlight dargestellt, erscheinen diesbezügliche Versuche auf dem neuen Album oftmals karikativ-überzogen. Das wirkt schon im pseudo-cineastischen Frauen-Gesangssample in „Dein Zuhause“ etwas albern, führt aber zum Finale der Platte zu einem beinahe tragischen Qualitätsverlust. Zu seiner Eröffnung hat „Ich gehöre dir nicht“ nämlich noch das Potential, zum Gipfel des Albums zu werden. Die lyrische Erzählung aus der Sicht einer Frau, die häusliche Gewalt erfährt, ist tatsächlich packend und wird von der Band mit einem wuchtigen Schmerzensschrei eindrücklich vermittelt. Doch als 8kids die Protagonistin ihren betrunken auf der Couch liegenden Partner schließlich mithilfe eines aufgedrehten Gashahns umbringen lassen, tauscht der Song Glaubwürdigkeit und Empathiegefühl gegen einen billigen Schockeffekt ein. Ein Sinnbild für das Zerbrechen von „Blūten“ an den Ansprüchen seiner Urheber: Erzwungene Emotion wirkt ebenso wenig wie ungelenke Ausflüge in andere Genres. Das kann es nicht sein.