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Zeal & Ardor und "Devil Is Fine": Satanische Unmöglichkeits-Fusion

Kaum ein Werk hat die Hipster-Musiknerd-Szene in diesem Jahr so geprägt wie der Erstling von Manuel Gagneuxs neuem Projekt Zeal & Ardor. Und das absolut nicht zu unrecht.

Die Geschichte von Zeal & Ardor beginnt nicht unbedingt dort, wo sonst große musikalische Geniestreiche entstehen. Im Gegenteil, Gagneux war eigentlich ziemlich langweilig, als er auf 4chan einige User fragte, welche zwei Stilrichtungen er kombinieren sollte. Das Ergebnis dieses im Nachhinein sehr einschneidenden Ereignisses liegt mittlerweile auf Platte vor: „Devil Is Fine“ vereint Elemente aus Blues, Gospel – und Black Metal. Das klingt auf dem Papier völlig absurd, und das ist es auch. Aber Gagneux weiß sehr gut was er tut, und so klingt das Debütalbum in seiner Konsequenz tatsächlich vollkommen logisch. Wie auch immer das möglich ist.

Ein Mittel, das Gagneuxs Werk wohl so rund macht, ist das übergreifende Thema von okkulten Praktiken und satanischen Gesängen, denn das lässt die beiden zunächst so gegensätzlich erscheinenden Musikrichtungen wie aus einem Guss wirken. Die Gesänge schwarzer Sklavenarbeiter werden durch ihre düstere Inszenierung zum beklemmenden Ritual-Mantra, Gagneuxs durchdringende Black-Metal-Schreie werden zur bildlich vertonten Höllengeburt. Einspieler von schaurigen Spieluhren und wummernden Synthesizer-Elementen tun ihr Übriges, um der akustischen Teufels-Beschwörung scharfen Feinschliff zu verleihen.

Etwas schade ist, dass man „Devil Is Fine“ dennoch anhört, in welchem Kontext es entstanden ist. Mit nur 25 Minuten Dauer ist die Platte nicht gerade ein Langspieler, und insgesamt wirken viele der Songs eher wie Fragmente und Arbeitsskizzen als abgeschlossene Werke. So ist „Devil Is Fine“ vielmehr als ausgiebige Demo-Version zu verstehen, die trotz allem eindrucksvoll demonstriert, zu was Gagneux im Stande ist, und welche Großtaten er mit seinem Projekt noch vollbringen könnte. Bis dahin ist „Devil Is Fine“ ein großartiger Vorgeschmack – wohlmöglich einer der besten des Jahres.

Fazit

7.6
Wertung

Innermusikalisch wirkt "Devil Is Fine" wie aus einem Guss, und das ist bei einem derart gewagten Genre-Konzept wirklich mehr als beeindruckend. Der kaum vorhandene Spannungsbogen verhindert, dass Zeal & Ardors erste Platte ein ernsthafter Anwärter auf das Album des Jahres wird - das nächste Werk des Schweizers dürfte dafür aber hoch gehandelt werden.

Jakob Uhlig