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Satanic Surfers und "Back From Hell": Als Erretter auferstanden

Was tun, wenn man sich eigentlich schon längst aufgelöst hat, sich sieben Jahre später wiedergründet und dann drei Jahre ununterbrochen um die Welt tourt? Man täuscht eine Pause vor und macht ein Album, das klingt, als sei man nie weg gewesen. Was man sich von den Ärzten wünscht, haben die Satanic Surfers durchgezogen und mit „Back From Hell“ ein steiles Comeback hingelegt.

Obwohl sie neben NOFX, Pennywise oder Misfits zu den früheren Punkbands gehörten, tat man in den 90ern gut daran, diese Namen nicht zusammen mit den Satanic Surfers in einem Satz zu verwenden. Die Schweden hatten im Punk-Olymp nichts verloren, blieben in den USA lange Zeit außen vor und fristeten nur ein Dasein als Nischentipp. Angesichts des Erfolgs von Millencolin, ebenfalls aus Schweden, ungewöhnlich. Dennoch spielten sich die Mannen in die Herzen der Punks gespielt und sind bis zum heutigen Tag nicht aus der heiligen Dreifaltigkeit des schwedischen Punks zu denken: Millencolin, No Fun At All und eben Satanic Surfers.

Aber braucht die Szene überhaupt ein solches Album? Dringender denn je! Punk zu finden ohne das Wörtchen „Pop“ davor wird immer schwieriger, mit dem Wort „Skate“ davor erst recht. Vor allem, da die Videospielreihe „Tony Hawk“ das Verständnis für Skate-Punk komplett auf den Kopf gestellt hat. Während die Satanic Surfers auch auf ihrer neuen Platte die altbekannten Themen behandeln, (wie Alkohol, Freunde, Drogen und am allerwichtigsten Skaten!), wurde der weiche Pop-Punk, wie man ihn unter anderem in ebenjenen Videospielen fand, zum Skatepunk erklärt. Passte halt irgendwie. Aber eine Band wie Goldfinger, eine definitiv starke Ska-Pop-Punk Band, als „Skate-Punk-Band“ zu bezeichnen, ist schon sehr verquer.

Somit ist „Back From Hell“ ein Fanal des wahren Skate-Punks, das ganz ohne die heute gängigen Attitüden auskommt. Die Platte endet wie sie startet, verliert nicht an Fahrt und gibt keinen Spielraum für das Tempo, denn das ist immer Vollgas. Natürlich, besonders für Nicht-Punk-Fans klingt das nach einer guten halben Stunde langweiligem Lärm. Aber diese Platte verdient trotz fehlender Abwechslung schon aus musikalischer Sicht die volle Aufmerksamkeit. Die harten Staccato-Riffs fallen ungewöhnlich melodisch in den rasend schnellen Rhythmus ein, den Schlagzeug und Bass vorgeben. Dieses musikalische Wunder stellt das Songwriting der Platte komplett in den Schatten. Allerdings gibt man sich selbstkritisch, wie schon viele Szenegrößen in den letzten Jahren. „Self-Medication“ behandelt beispielsweise knallhart und selbstkritisch den Alkoholkonsum zur Selbstmedikation, als Medizin gegen alles. Auch musikalisch wird wieder herausragend gearbeitet. Eine Spoken-Word-Passage trägt die Bridge und wird, sogar im Doubletime, regelrecht gerappt. Auch der Chor macht diesen Track zu einem von zwei musikalischen Highlights auf „Back From Hell“. Klingt ein wenig wie Bad Religion. Darauf folgt „Gone To Shit“, die zweite Ausnahme der Platte, aber auch nur, weil in den ersten Sekunden ein leises E-Gitarren Zupfen zu hören ist. Denn danach bricht wieder der Punk aus.

Diese Platte ist ein Geschenk an alle Skate-Punks da draußen, die auch noch nach Schule und Studium ihr Board rausholen, oder es gerne würden. Die Satanic Surfers machen keine Experimente und konzentrieren sich auf das, was sie am besten können: Lärm. Aber wenn man sich etwas Zeit nimmt, hört man die große Kunst der Surfers: „Back From Hell“ strotzt in all dem Krach vor Melodie. Aber sind wir mal ehrlich, wer hat während einem Kickflip Zeit, an so etwas zu denken?

Fazit

7.6
Wertung

Die Satanic Surfers machen auf „Back From Hell“ weder Experimente noch Kompromisse. Das erste Album seit 13 Jahren lebt aber nicht nur von Nostalgie, sondern gibt vielmehr vor, was der Punk immer öfters vermissen lässt, nämlich Punk! Auch als Pop-Punk-Fan vermisse ich diese brachiale Ader, aber hier ist sie. Auch fehlende Abwechslung stört nicht, denn dafür macht dieser Sound einfach zu viel Spaß.

Moritz Zelkowicz