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Mouse On Mars und "Dimensional People": Einigkeit im Kollektiv

Mouse On Mars gelingt ein schwieriger Spagat: Ihre neue Platte ist experimentell und verliert sich trotzdem nicht in Kopflosigkeiten.

In Ehrfurcht darf man nicht nur angesichts der beeindruckenden, mittlerweile 25 Jahre andauernden Karriere von Mars On Mars niederknien, sondern auch angesichts der gigantischen und hochkarätigen Feature-Liste von „Dimensional People“. Darunter befinden sich so namhafte Gäste wie Justin Vernon von Bon Iver, Aaron und Bryce Dessner von The National, Lisa Hannigan und sogar dem zeitgenössischen Kölner Avantgarde-Zusammenschluss Ensemble Musikfabrik. Die Einflüsse all dieser Künstler sind auf „Dimensional People“ zu hören, und doch wirkt die Platte in ihrer Form klar, zielgerichtet und niemals verwirrend. So öffnet sie sich auf vielerlei Ebenen: Der klangästhetischen, der konzeptionellen, aber auch der genüsslichen.

Und so umschlingt „Dimensional People“ einen nicht enden wollenden Pool aus Genre-Referenzen, Experimenten und Klangcollagen. „Dimensional People Part I“ frickelt sich durch zierlichen Modern Jazz, „Foul Mouth“ inszeniert seine seufzende Electronic-Grundlage in einem zeitgenössischen Hip-Hop-Versatz, „Daylight“ ergänzt perkussive Big-Band-Bläser, die „Parliament Of Aliens“-Trilogie wärmt zunächst surrend den Motor auf, bevor sie im Ambient-Nebel versinkt und „Résumé“ beschwört gar vertrackte Reggae-Elemente herauf. All das widerspricht sich auf dem Papier, funktioniert auf „Dimensional People“ aber wie durch Zauberhand, weil diese Elemente eben nie über behutsame Einflussnahme hinausgehen.

Im Kern funktioniert das neue Mouse-On-Mars-Album nämlich nach wie vor nicht als Compilation seiner zahlreichen Stargäste, sondern ist noch immer das Produkt des wegweisenden Electronic-Duos. Jan Werner und Andi Toma weben ihr Geflecht aus flackernden Beats und knisternden Soundsphären so behutsam durch die Beiträge ihrer Features, dass sich „Dimensional People“ stets wie ein logisches Gesamtkunstwerk anfühlt. Dieses kann man analysieren, in Frage stellen, erforschen und begreifen lernen. Oder man genießt es einfach, denn trotz all seiner Extravaganzen ist diese Platte ein herrlich zugängliches Stück Musik.

Fazit

7
Wertung

Mouse On Mars tragen auf "Dimensional People" eine Hülle und Fülle an herausragenden Künstlern zusammen, die das Interesse an diesem Werk schon ganz allein rechtfertigen. Wirklich gut wird diese Platte aber erst durch die Selbstverständlichkeit, mit der all diese Einflüsse ineinander übergehen.

Jakob Uhlig