Reviews

„Klar zum Kentern“ sehr tanzbar – Captain Gips macht Lust auf Musik

Neonschwarze Woche. Captain Gips macht „Mausmission“ starke Konkurrenz. Dennoch ist „Klar zum Kentern“ nicht ganz so direkt wie Mausers Werk.
Captain Gips Klar zum Kentern Cover

Auch wenn die beiden neonschwarzen Mitglieder gemeinsam auf Tour gehen und die neuen Solo-Alben am gleichen Tag erscheinen, sollte dennoch beides getrennt gewertet werden. Wenn man Vergleiche zieht, merkt man nur wenige Gemeinsamkeiten. Johnny Mauser ging mit seinem Werk in eine andere Richtung als der Captain. „Klar zum Kentern“ lässt mit seinen zwölf Songs viel Stimmung aufkommen. Man darf jetzt aber nicht denken, dass es unpolitisch wäre. Das ist glaube ich beim Cap gar nicht möglich. Die Texte sind in egal welcher Richtung irgendwie immer politisch. Und wenn es halt „nur“ um die Eigenpolitik geht.

Was der Gips an Beats droppt, grenzt an eine reine Party. Es geht viel um die Musik an sich. Die üblichen Elemente bei Gangster-Rap, wie zum Beispiel Pistolen, sind natürlich auch vorhanden. Mit „Reich und Schön“ kommt sogar etwas Jazz ins Spiel. Im Großen und Ganzen ähnelt die Musik aber doch sehr Neonschwarz an sich. Dennoch steht das Album sehr für sich selbst. Man merkt einige Tendenzen, „Klar zum Kentern“ ist aber definitiv anders. „Cap Is back“ ist beispielsweise eine geniale Aneinanderreihung von Punchlines und Ironie. Es gibt nur eine Sache, die hätte erspart bleiben können. Mit diesem „BraBraBra“ macht sich Captain Gips doch etwas... Es ist zum Glück wirklich nicht oft, sagen wir es so.

Mit „Kopfkino“ beweist er aber definitiv, dass er Doubletime noch nicht verlernt hat. Der Beat ist nicht ganz so spektakulär. Ein etwas abgespaceter Tröten-Sound untermalt den starken Flow. Nicht ganz zu differenzieren, welcher der beste Track ist, schleicht sich „Hug The Police“ aber definitiv unter die Top 3. Vielleicht liegt dies aber auch nur an der autonomen Einstellung des Autors. Der Cap bringt es irgendwie auf den Punkt, ohne auf den Punkt zu kommen. Textlich ist es oft so, dass um den heißen Brei herumgeredet wird. Das ist aber normal bei Rap. Welcher Track aber nicht wirklich zünden will: „Wahwahwah“. Der Song hat irgendwie zu viel. Neben vielen noch zusätzlich eingefügten Zwischenlauten ist der Beat auch sehr verspielt. Das harmoniert nicht ganz. Zudem gibt der Song zwar eine Message her, diese ist aber sehr beiläufig.

Captain Gips hat definitiv auch rausgehauen. Mit Johnny Mausers „Mausmission“ kann es nicht ganz mithalten, dafür ist es aber auch ein klasse Rap-Album. Die Mischung aus Dark und Funk macht das Album aus. Es ist kein Album für Demonstrationen, einige Songs sind aber durchaus stark politisch. „Klar zum Kentern“ verspricht also viel mitnicken.

Fazit

7
Wertung

Es ist wirklich schwer, für Gips die passende Note zu finden. Mit manchen Songs kommt man sehr schnell warm, einige überhört man geschwind, andere sind kaum existent. Absoluter Favorit bleibt für mich aber wirklich „Menschheit“.

Ole Lange