1. Startseite
  2. Kaffkönig und „Das große Kotzen“: Wenn Melancholie auf Aggressivität trifft
Reviews

Kaffkönig und „Das große Kotzen“: Wenn Melancholie auf Aggressivität trifft

„Das große Kotzen“ bewegt sich in unendlichen Sphären. Wer dieses Album einem Musikgenre zuordnen kann, der kennt die anderen nicht!
Kaffkönig Das große Kotzen Cover

Wie schafft man es mit einer Gitarre und einem Schlagzeug so facettenreich zu sein? Die Antwort: man muss einfach machen! Das Debütalbum von Kaffkönig klingt zumindest genau so. Bei dem ersten Hören hat man noch keine Ahnung, was auf einen zukommt. Dadurch ist man kurz geplättet. Der Sound, den die beiden Herren mit Gitarre, Schlagzeug und Gesang geschaffen haben, ist weitaus inspirativer, als es andere Platten mit einem halben Orchester schaffen. Doch wie gelingt Kaffkönig diese Gratwanderung.

Schon alleine der Gesang macht die Hälfte des Sounds aus. Nicht nur, weil Kaffkönig unglaublich viel auszusagen haben, sondern auch, weil dieses kratzige Etwas einen unverkennbaren Sound schafft. Zudem merkt man schnell, dass auch hier gesungen wie gefühlt wird. „Der Sänger“, wie es auf der Kaffkönig-Website heißt, nimmt sich keine Blöße. Weder bei den Texten, noch wenn es darum geht, einfach in das Mikrofon zu schreien. Parallel zum Klang gestalten sich auch die Aussagen. Vor allem in den Strophen von Songs wie „Lynchknoten“ oder „Volles Maul“ macht sich eine grundlegend aggressive Grundstimmung breit. Doch Wut kommt bei Kaffkönig nie ohne Melancholie.

Und diese Melancholie rührt eben aus der gleichen Kombination, nur in einer anderen Sichtweise. Hört man beispielsweise den liebevollen Song „Drecksvieh“, oder dieses unglaubliche Wiedergeben des Gemeinschaftsgefühls bei „Kaiserschnitt“, so hat man eben einen sehr ernsten und direkten Text, der oft aber eben die schlimmeren Dinge des Lebens sehr stark beleuchtet. „Schneid dich endlich ab und lass uns gehen“ - heißt es im letzteren Song, was auch schon diesen gewissen Charme gut zeigt, den Kaffkönig mit verrückten Metaphern aufbauen.

Die musikalische Abwechslung schaffen die beiden aber auch mit sehr dreckig klingenden Gitarrenriffs und vielen Wechseln zwischen leisen und lauten Tönen. Doch auch die Vielseitigkeit, die sich heutzutage in der Arbeit mit Instrumenten bietet, nutzen beide sehr gut aus. Und so werden alle möglichen Effekte versucht, um ein möglichst breites Klangspektrum zu erreichen. Ein wenig klingt das schon nach „einfach ein bisschen ausprobieren“, aber warum nicht? Dass Kaffkönig ziellos wären stimmt definitiv nicht, musikalisch haben sich die beiden schlichtweg nicht viele Grenzen gesetzt.

Doch genau das könnte auch ein Problem für die Zukunft werden. „Das große Kotzen“ ist ein unglaublich starkes Album mit viel Interpretationsspielraum. Doch vielleicht bewegt es sich sogar in zu vielen Sphären. Zwischen progressivem Rock und melodischem Punk gibt es viel zu viel, als dass sich all das konkret betiteln ließe. Mit der geballten Energie dieses Albums muss man erst mal klar kommen, doch hoffentlich schafft die Zukunft eine genauso aufmunternde, „auf-die-Fresse“-Platte.

Tourdates

Fazit

8.5
Wertung

Eine Note, die sicherlich nicht viele Debütalben bekommen. Doch Kaffkönig schaffen es, ein Flair zu erzeugen, das einfach Spaß macht und genauso gut an verregneten Tagen funktionieren könnte. Es ist bemerkenswert, welchen Mut die beiden haben. So eine Platte macht man nicht ohne Herz!

Ole Lange
7.3
Wertung

"Das große Kotzen" könnte auch der Album-Titel einer minderbemittelten Drei-Akkorde-Punkband sein. Zum Glück sind Kaffkönig anders und verpacken ihren wilden Alternative-Punk mit frischen Ideen und der nötigen Portion Ironie. Herrlich frech und abwechslungsreich.

Jakob Uhlig