Johnny Mauser mit kritischen Blicken auf „Mausmission“

Als Mitglied der Rap-Crew Neonschwarz hatte Johnny Mauser früher eher dunklere Themen angesprochen. „Mausmission“ kommt nun als neues Solo-Album raus, doch in welche Richtung geht es?
Johnny Mauser Mausmission Cover

Schon beim Intro merkt man, dass die Grundhaltung lange nicht so positiv wie bei Neonschwarz ist. Am Schluss hört man ein Kind, das „Anarchie“ skandiert und zum Schluss zugibt, dass es nicht mal weiß, was das heißt. Aber es klingt cool. Im Anschluss wird man direkt an „Hör mal wer da hämmert“ weitergeleitet. Mit einem dunklem Beat geht dieser Track stark in die Old-School Vibes. Sehr politisch geht es sofort los. Mit vielen Punchlines und Anekdoten an einige Bands und Prominente begrüßt Johnny Mauser einen direkt mit einem der besten Tracks der Platte. Trotz dem Statement ist der Song weitgehend Battle-Rap – doch das Album hat noch mehr zu bieten.

„Mausmission“ ist sehr kritisch, egal um was es geht. Da ist es auch egal, ob Johnny Mauser selbst das Thema ist. Persönliche Erlebnisse bestreiten beim Hören jedes Mal einen neuen Kampf mit dem, was eigentlich wünschenswert ist. Die Probleme werden auf dem Album aber nicht oft an sich selbst, sondern mehr an der Gesellschaft gesucht und gefunden. „Mir geht es gut“ und „Mond“ haben beide einen sehr melancholischen Klang. Während es bei ersterem noch um das eigene Tief geht, spielt „Mond“ auf die fehlende Distanz zu anderen an. Durch die Abwechslung der Themen ist auch die allgemeine Infrastruktur sehr variabel. Das spiegelt sich auch in den Beats wieder.

Musikalisch hat „Mausmission“ definitiv wieder viel zu bieten. Natürlich darf man keine spektakulären Gitarrenriffs oder orchestrale Hymnen erwarten. Was Johnny Mauser aber beattechnisch herzaubert, hat schon einen sehr einprägsamen Charakter. Meistens ist es eher dunkler Chill-Hop, wobei einige Songs sehr Old School sind. „Montag“ hat einen sehr für sich gestellten Sound. Der Track klingt sehr verschlafen und verträumt, was dem Text aber auch noch Untergrund gibt. Was manchmal ein bisschen stört, sind die teilweise für den Reim aufgestellten Macho-Rap-Ansagen. Cock-Sprüche sind eindeutig out.

Wenn es auch nicht immer sehr ernst klingt, so ist „Mausmission“ ein sehr ernstzunehmender Tonträger. Oftmals verschleiert die Verspieltheit vom Beat die Tiefe der Texte etwas. Bei „Krise“ ist das im Refrain sehr stark zu hören. Dort wirken die Lyrics fast wie unterschwellige Botschaften. Johnny Mauser rappt auf dem Album oftmals über persönliche Erfahrungen, die meist negativer geprägt sind. Dass es dem Rapper an Skills nicht fehlt, beweist er wieder einmal mehr. Sowohl textlich als auch mit dem Flow hat Johnny Mauser mit „Boomerang“ definitiv einen der besten Songs der Platte geschrieben. Er sprayt praktisch politische Missstände an die Wand, um sie gleichauf zu bereinigen.

Es bleibt abzuwarten, wie die Platte bei den Fans ankommt. Es ist definitiv nicht Neonschwarz, was wir da hören. Dafür ist es viel zu düster. Es sind einige Einflüsse zu hören, überlegen sind aber doch die Mauser-Kenntnisse. „Mausmission“ hat neben einigen sehr chilligen Beats gleichfalls aber auch politische Parolen zu bieten. Es ist ein Album, welches definitiv viel Aussagekraft hat. Fehlen tut leider nur irgendwie dieser eine prägnante Song. Es gibt viele klasse Tracks, aber keinen, der emporsteht. Johnny Mauser zieht vor, zieht Captain Gips nach?

Fazit

7.8
Wertung

„Mausmission“ ist von der Benotung vielleicht nicht eindeutig ein Album der Woche. Es ist eher von dieser enormen Abwechslung geprägt und liegt sehr schnell in den Ohren. Jeder Song ist für zwischendurch, aber auch super zum Reinsteigern. Johnny Mauser hat damit definitiv auch solo sein Standing erweitert.

Ole Lange