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Hop Along und „Bark Your Head Off, Dog“: Die Suche nach dem roten Faden

Wirft man so mancher Ikone Stagnation und Gleichklang vor, so kann man Hop Along gegebenenfalls das genaue Gegenteil ankreiden.

An Ideen mangelt es auf „Bark Your Head Off, Dog“ hörbar nicht. Die Formation um Sängerin Frances Quinlan, welche sich über die gesamte (eher knapp gehaltene) Albumlänge am Mikrofon verausgabt, wird dem Veröffentlichungstermin im Frühling gerecht und präsentiert zweifelsfrei vitale Songs; Songs, die dienlich sind, den Hörer aus dem Winterschlaf zu wecken. Denn Hop Along fordern einiges an Aufmerksamkeit – und Flexibilität.

Stilistisch treibt man, getreu dem schemenhaften, impressionistisch anmutenden Artwork, irgendwo zwischen den bekannten Grenzen. Freunde von Singer/Songwriter-Projekten, Folk-Pop und einer Prise Funk können sich grundsätzlich wiederfinden. „How Simple“ verspricht einen munteren Einstieg: befreites, tanzbares Material. Auch „Somewhere A Judge“ vermag zu überzeugen. Dies ist im Besonderen auf die ausgefeilte Gesangsleistung zurückzuführen. Im stetigen Wechselspiel zwischen akustischer und elektrischer Gitarre ist mit „Look Of Love“ oder „The Fox In Motion“ durchaus anständiger Input zu vernehmen. Es krankt (leider) an der Zugänglichkeit; in der cineastischen Unterhaltung ist von Effekthascherei die Rede.

Der Streichereinsatz im Mittelteil von „What The Writer Meant“ könnte beispielsweise gut und gerne ausgespart werden, ohne eine Lücke zu hinterlassen. Es wirkt fast, als habe man auf Biegen und Brechen versucht, alle bestehenden Ideen in das Songwriting zu integrieren. „How You Got Your Limp“ weist ganz ähnliche Züge auf. Spätestens beim Outro sei die Frage gestattet, welchen Mehrwert man mit den klanglichen Spielereien generieren möchte. Das Ergebnis ist zu überladen, um wirklich zu packen. Beim nächsten Mal doch bitte 3-4 Songs mehr, um für jedes Mosaikstück den passenden Platz auf der Platte zu finden. Die Vorhaben an sich sind zumeist nicht schlecht, sondern werden eher suboptimal eingebracht.

Unter dem Strich verdirbt eben nicht nur eine Vielzahl von Köchen den Brei; das Hantieren mit zu vielen Geschmackseindrücken will vom Gast ebenfalls verdaut werden. Von verdorbenem Geschmack zu reden würde gewiss über das Ziel hinausschießen, doch die eine oder andere Zutat weniger wäre für den Gesamteindruck zuträglich.

Fazit

5.3
Wertung

Zu aufmerksamkeitserregend für Indie-Pop, zu schüchtern für eine Rock-Platte. Ich wurde nicht umgehauen, den Raum verlassen musste ich ebenso wenig. An den erkennbaren Stärken sollte gefeilt und gleichzeitig etwas Ballast abgeworfen werden.

Marco Kampe