Have You Ever Seen The Jane Fonda Aerobic VHS? und „Jazzbelle 1984/1988“: Abstruser Genuss

Es gibt Bandnamen, die einem gleich die Lust verderben oder einfach unglaublich uninteressant sind. Wenn man die millionste Brit-Pop-Band sieht, die den unglaublich einfallsreichen Titel „The [hier irgendwas einfügen]“ trägt, mag das ja eine Hommage sein oder sich auf eine Tradition berufen, aber es langweilt. Have You Ever Seen That Jane Fonda Aerobic VHS? machen das mit dem Namen schonmal besser – kann die Musik aber ebenso hängen bleiben?
Have You Ever Seen The Jane Fonda Aerobic VHS Jazzbelle 1984/1988 Cover

Das Genre des Garage Pop ist eher unbekannt und auch etwas unklar in seinen Eigenschaften. Den Sound von HYESTJFAV? zu beschreiben ist kompliziert. Eine Mischung aus Synthies, Heimorgel, Saxophon, Drums und allen erdenklichen Sounds und Instrumenten vereinen sich zu einem interessanten Mix, welcher besser funktioniert als man glaubt. Dazu kommt dann die gewöhnungsbedürftige weibliche Sängerin. Ihr Tonus erinnert ein wenig an Familienfeste, bei denen die Tante mit einem gewissen Alkoholpegel versucht Axl Rose zu imitieren. Sehr gepresstes Schreien und hohe Töne liegen nicht jedem, auch wenn es hier wohl ein gewolltes Stilmittel ist. Zusätzlich wurde der Gesang mit einem Effekt versehen, der punktuell eingesetzt in vielen Bands Anwendung findet. Es ist dieser Telefon-Effekt, als würde man die Sängerin nur durch den Hörer hören können. Wer als Kind einen Kassettenrekorder mit einem Mikro hatte, erinnert sich an den Klang, wenn man da reinbrüllt. So klingt die Stimme aus „Jazzbelle 1984/1988“ - und zwar permanent.

Dennoch machen die Songs Spaß und auch die eben genannte Stimme passt erschreckend gut ins Gesamtarrangement. Die Lieder sind eingängig und bleiben ebenso hängen wie der Bandname selbst. An einigen Stellen überrascht die Band den Hörer dann auch mit netten Kleinigkeiten wie mehrstimmigem Gesang oder gar der Ballade „Teeth“, in der auch die Sängerin etwas sanftere Töne anschlägt. Die Lieder sind abwechslungsreich und laden zum Tanzen ein, auch wenn unklar ist, auf welcher Party man dieses Album abspielen soll. Zur Not tanzt man eben mit sich allein. So oder so steckt die Stimmung der Songs den Hörer unweigerlich an.

Nach elf Songs ist das Album vorbei und man fragt sich zunächst, was das für ein Trip war. Dann macht man das Album noch einmal an. Es ist das Abstruse und Verwirrende, was dieses Album zu einem Unikat macht und mehr gefällt, als man eigentlich will. Heimorgel und Kinderkassettenrekorderstimme sind eine merkwürdig gute Kombination. Nur eine Frage bleibt: Welches der Jane-Fonda-Tapes soll man nun gesehen haben? Die Dame hat zwischen 1982 und 2017 immerhin 27 Videos zur sportlichen Betätigung veröffentlicht. Aber das nur am Rande.

Fazit

7.5
Wertung

Mit Have You Ever Seen That Jane Fonda Aerobic VHS? ist ein bisschen so wie bei My Little Pony: Man will es doof finden, aber es macht einfach viel zu viel Spaß.

Johannes Kley